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Negatives Selbstbild erhöht Risiko für Doping

Mehrere Studien weisen darauf hin, dass Jugendliche vor allem dann zu leistungsverbessernden Nahrungsergänzungsmitteln und Substanzen greifen, wenn sie mit ihrem Aussehen unzufrieden sind. Ein Problem, das durch die Medien angeheizt wird….

Eine amerikanische Untersuchung über den Zeitraum von 1999 und 2004 wies bei über 2.500 Schülern nach, dass die Einnahme von Steroiden im Freizeitbereich meist mit einer Unzufriedenheit mit dem eigenen Gewicht sowie dem Aussehen und gleichzeitig geringem Gesundheitswissen verbunden ist. „Ein selbstbewusster Jugendlicher, der achtsam mit seinem eigenen Körper umgeht, neigt weniger zu gesundheitsschädlichem Verhalten. Eltern sollten deshalb ihre heranwachsenden Kinder gesundheitsbewusst erziehen und jedes übertriebene Streben nach einem ‚Super’-Körper hinterfragen“, empfiehlt Dr. Wolf-Rüdiger Horn, Suchtbeauftragter des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Um die am meisten gefährdete Bevölkerungsgruppe, die Jugendlichen, vor Doping zu schützen, sollten auch Lehrer, Trainer und Sportverbände Jugendliche auf die Gefahren des Missbrauchs von leistungssteigernden Mitteln aufmerksam machen, Wissen über die Gefahren vermitteln und offen darüber reden. Sportidole, die sich öffentlich für einen Sport ohne Doping und ein Leben ohne Drogen einsetzen, könnten sie dabei unterstützen.

Viele junge Konsumenten von Doping-Mitteln neigen zu einer Verharmlosung der Nebenwirkungen. „Der Missbrauch kann aber beispielsweise zu Herzmuskel- oder Leberschäden, Wachstumsstörungen, Vermännlichung beim weiblichen Geschlecht und Unfruchtbarkeit führen. Auch depressive Verstimmungen und Aggressionen können auftreten. Besonders gefährlich ist die Kombination verschiedener Mittel“, warnt Dr. Horn.

Bereits Ende der achtziger Jahre hatten amerikanische Wissenschaftler festgestellt, dass Doping unter Schülern und Studenten verbreiteter war als angenommen. Unter über 3.000 jungen Menschen gaben 6,6% an, Steroide eingenommen zu haben – zwei Drittel der Konsumenten hatten noch vor ihrem 16. Geburtstag damit begonnen. Als Ziel gaben sie schon damals in vielen Fällen an, nicht nur ihre Leistung, sondern auch ihr äußeres Erscheinungsbild zu verbessern. Anfang der neunziger Jahre zeigte sich dann, dass die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Steroide außerhalb des Leistungssports benutzten, auch rauchten, zum Rauschtrinken neigten, zu Drogen griffen und riskantes Sexualverhalten praktizierten.
Für Deutschland gibt es nur einzelne Studien zu diesem Thema. Eine 2006 veröffentlichte Umfrage der Universität Jena in Thüringen ergab beispielsweise, dass 15% von ca. 2.300 Heranwachsenden verbotene Substanzen aus der Liste der WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur) in den zwölf Monaten vor der Befragung zu sich genommen hatten.