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Neue Erkenntnisse zur Leseschwäche

Laut ialienischen Wissenschaftlern sind Kleinkinder mit einer Störung der visuellen Aufmerksamkeit später öfter von einer Dyslexie betroffen. Und eine Leipziger Forschergruppe konnte feststellen, dass Dyslexie mit einer Störung der Verarbeitung der Hörimpulse zusammenhängt. Diese neuen Erkenntnisse ermöglichen es möglicherweise, bereits im Kindergartenalter mit relativ einfachen Testungen eine Dyslexie festzustellen und gegebenenfalls mit entsprechenden Behandlungen zu beginnen...

Etwa 5-10% der Kinder entwickeln eine Leseschwäche, d.h., sie haben Schwierigkeiten, Buchstaben mit den entsprechenden Lauten zu verbinden - eine so genannte Dyslexie. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse zu ihrer Verursachung. „Italienische Forscher fanden heraus“, so Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), „ dass Kleinkinder mit einer Störung der visuellen Aufmerksamkeit später öfter eine Dyslexie entwickeln. Eine Leipziger Forschergruppe konnte feststellen, dass die Dyslexie nicht eine Störung des Hörens, sondern der Verarbeitung der Hörimpulse gekoppelt ist. Das bedeutet andererseits, dass es bereits im Kindergartenalter mit relativ einfachen Testungen möglich ist, solche Störungen festzustellen und gegebenenfalls Behandlungen zu beginnen.“ Bestimmte Übungen im Vorschulalter könnten diesen Kindern laut Studien das Lernen in der Schule erleichtern. Die Leipziger Forschergruppe fand heraus, dass Dyslexie u.a. mit einer Störung der Funktion einer kleinen Struktur im Gehirn zusammenhängt, die für die Übermittlung der Informationen vom Ohr zur Großhirnrinde (Kortex) verantwortlich ist: der Kniehöcker (Corpus geniculatum mediale) im Metathalamus (Gehörzentrum des Thalamus). Dieser Bereich verarbeitet Sprachgeräusche anscheinend nicht korrekt.

Für Eltern ist es wichtig zu wissen, dass von Dyslexie betroffene Kinder normal intelligent und auch schulfähig sind. „Allerdings beobachten Kinder- und Jugendärzte auch, dass Heranwachsende zunehmend unter den so genannten Neuen Morbiditäten leiden. Dazu gehören Verhaltens-, Sprechentwicklungs- und Regulationsstörungen, soziale und psychische Störungen sowie chronische Krankheiten. Diese Neuen Morbiditäten haben aber viel mit zu wenig früher Förderung im Bereich Sprache, Bewegung und Sozialverhalten zu tun. Der Fernseher, die Spielkonsole oder der Computer, vor denen die Kinder häufig stundenlang allein gelassen werden, sind kein Anregungsersatz. Frühe Anregung im Sinne von Vorlesen, Spiele spielen oder Weltentdecken ist deshalb für Kinder besonders wichtig,“ so Dr. Fegeler.

Quellen: PNAS, Curr Biol.