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Neue Masernfälle in Deutschland - BVKJ bietet Impf- und Vorsorge-Erinnerungssystem an

Die anhaltende Masernepidemie in Nordrhein-Westfalen (NRW) hat sich inzwischen auch auf andere Bundesländer ausgebreitet. Nach Auskunft der Gesundheitsämter in Kiel und Weilheim stehen die neuen Erkrankungsfälle in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Berlin und Oberbayern ziemlich sicher in Verbindung mit dem Ausbruch in NRW. Alle Betroffenen sind nicht gegen Masern geimpft. Um solchen Erkrankungswellen künftig entgegen zu wirken, möchte der Berufsverband der Kinder-& und Jugendärzte Eltern ab sofort über ein Online-Recall-System an Impf- und Vorsorgetermine erinnern...

Die anhaltende Masernepidemie in Nordrhein-Westfalen (NRW) hat inzwischen offenbar auch zu Erkrankungen in anderen Bundesländern geführt. Nach Auskunft der Gesundheitsämter in Kiel und Weilheim stehen die dort aufgetretenen Fälle in Verbindung mit dem Ausbruch in NRW. „In Kiel haben wir jetzt 27 Fälle – insgesamt sind in ganz Schleswig-Holstein 45 Kinder erkrankt. Alle betroffenen Personen waren nicht geimpft. Leider haben sich auch zwei Säuglinge angesteckt. Die Typisierung der Erreger hat gezeigt, dass hier auch das gleiche Virus zirkuliert, das in NRW für einen Großteil der Erkrankungen verantwortlich ist. Allerdings wurden einige der hier aufgetretenen Fälle offenbar aus Indien importiert – es gibt also mindestens zwei Ansteckungsketten“, so Dr. Angela Wencke, Leiterin der Abteilung Infektionsschutz und Hygiene am Gesundheitsamt in Kiel. Auch bei 3 Masernerkrankungen im oberbayerischen Seeshaupt gibt es offenbar eine Verbindung nach Nordrhein-Westfalen. „Ein erkranktes Kind hat sich während der Osterferien in Bonn aufgehalten und sich dort wahrscheinlich angesteckt. Nach der Rückkehr hat es dann zwei weitere Kinder angesteckt, das letzte Kind ist kurz vor den Pfingstferien erkrankt. Wir haben alle Kinder der betroffenen Gemeinschaftseinrichtung, die keinen ausreichenden Impfschutz nachweisen konnten, für eine Woche vom Schulbesuch ausgeschlossen“, erläutert Dr. Karl Breu, Leiter des Gesundheitsamtes in Weilheim. Nach Angaben des Niedersächsischen Gesundheitsamtes sind seit Anfang Mai
9 Masernerkrankungen gemeldet geworden. „Nach unseren Informationen hat es hier auch Ansteckungen von Kindern im Rahmen einer so genannten Masernparty gegeben. Masern sind nicht nur hochansteckend, sondern können auch schwere Komplikationen zur Folge haben. Daher ist ein solches Verhalten der Eltern grob fahrlässig“, warnt Prof. Dr. Adolf Windorfer vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt in Hannover. Und auch aus der Hauptstadt werden Masernerkrankungen gemeldet. “Insgesamt haben wir in Berlin seit Anfang des Jahres 38 Fälle registriert – hauptsächlich aus den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Marzahn-Hellerdorf. Aus diesen beiden Bezirken wurden uns seit Mitte Mai 16 Neuerkrankungen gemeldet – fast ausschließlich handelt es sich dabei um Kinder, die keinen Impfschutz hatten. Wir können allen Kontaktpersonen nur dringend empfehlen, sich impfen zu lassen“, rät Kathrin Hentschel vom Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit in Berlin.

Eine Stellungnahme der führenden Impfexperten in Deutschland lesen Sie hier.

Kinder- und Jugendärzte erinnern Eltern online an Impftermine
Mit einem neuen Impferinnerungssystem wollen die Kinder– und Jugendärzte in Deutschland Eltern an die bevorstehenden Impftermine erinnern. „Umfragen zeigen, dass viele Eltern die wichtigen Impftermine schlichtweg vergessen. Deshalb haben wir ein so genanntes Recall-System auf unsere Website gestellt. Eltern können dort die Geburtsdaten ihrer Kinder eingeben und werden dann automatisch über die bevorstehende Impftermine und Vorsorgeuntersuchungen informiert. Gerade bei der zweiten Masernimpfung ist eine solche Erinnerung für die Eltern sehr wichtig“, berichtet Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ), aus der täglichen Praxis der niedergelassenen Kollegen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin empfiehlt zwei Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) in einem Alter zwischen 11 und 24 Monaten. Dabei sollte die zweite Impfung vier Wochen nach der ersten Impfung erfolgen. Für das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Masern bis 2010 in Deutschland zu eliminieren, müssen Impfquoten für die erste und die zweite MMR-Impfung von über 95% erreicht werden. Nach Angaben des RKI liegen die Durchimpfungsraten für die zweite Impfung in den alten Bundesländern bei etwa 50%, in den neuen Bundesländern bei über 60%. „Unser neues Recall-System ist ein wichtiger Schritt, um die Quoten vor allem bei der wichtigen zweiten Impfung gegen Masern zu erhöhen“, appelliert der Ärztepräsident an alle Eltern in Deutschland, vom neuen, kostenlosen Angebot des BVKJ Gebrauch zu machen.

Melden Sie sich hier für das Recall-System an!