Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Neue Speisepläne in britischen Schulen

Aufgrund der Zunahme von übergewichtigen Kinder in England, wo bereits etwa 700.000 Kinder (17%) als fettleibig eingestuft werden müssen, hat die Regierung neue Ernährungsrichtlinien erlassen. Schüler erhalten nun statt Fish and Chips künftig Gemüse-Lasagne, statt Cola gibt es Wasser und fettarme Milch...

In England beginnt im neuen Schuljahr ein „neues Ernährungs-Zeitalter“. Denn künftig soll den Kindern an britischen Schulen außer Lesen, Rechnen und Schreiben auch besseres Essen beigebracht werden. Statt Fish and Chips steht künftig Gemüse-Lasagne auf dem Speiseplan. Statt Cola gibt es Wasser und fettarme Milch.

Die neuen Ernährungsrichtlinien der Regierung sind die Folge von einigen Besorgnis erregenden Statistiken. Nach den offiziellen Zahlen sind im Vereinigten Königreich schon mehr als zwei Millionen Schulkinder übergewichtig. Um die 700.000 (17%) sind bereits so dick, dass sie als fettleibig eingestuft werden. Tendenz: steigend. Im Jahr 2010 wird vermutlich bereits jedes fünfte britische Kind zur Kategorie der Fetten gehören.

Dicke Kinder - übergewichtige Erwachsene
Aus den „Super Size Kids“ werden in der Regel auch übergewichtige Erwachsene. Mehr als die Hälfte der Briten über 16 (Männer: 65%, Frauen: 56%) sind heute schon zu dick. Der Vorsitzende des Gesundheitsverbands National Obesity Forum, Colin Waine, fürchtet: „Wenn sich an unseren Essgewohnheiten nichts ändert, wird die heutige Kindergeneration eine geringere Lebenserwartung haben als ihre Eltern.“

Auch wenn Starkoch Oliver seinen Landsleuten vor einem Jahr mit einer TV-Serie über die Zustände an den Schulkantinen ein ziemlich schlechtes Gewissen machte: Geändert hat sich seither nicht viel. Das Essen an einem gewöhnlichen Schultag sieht immer noch ungefähr so aus: Aus der Kantine einen Hamburger mit Pommes, vom Schulkiosk ein Toastbrot-Sandwich mit Käse und Mayo, dazu ein Schokoriegel und aus Muttters Lunchbox für die Pausen noch einige Tüten Chips.

Jeden Tag mindestens zwei Portionen Obst und Gemüse
Oliver, der gerade die Nachfolge-Staffel seiner Serie abgedreht hat, hält die britischen Kinder deshalb für „die ungesündesten in ganz Europa“. Aber immerhin hat sich die Blair-Regierung bei den neuen Essensregeln an einige seiner Vorschläge gehalten: Pommes darf es künftig nur noch zwei Mal pro Woche geben, Hamburger oder Chicken Nuggets nur noch in Ausnahmefällen. Salzstreuer und Ketchup-Flasche werden aus der Schulkantine ganz verbannt.

Die „Dinner Ladies“, die fürs Essen zuständig sind, bieten jeden Tag mindestens zwei Portionen Obst und Gemüse an. Als gesunde Hauptgerichte werden zum Beispiel Hühnchen-Broccoli-Auflauf oder Lachs-Fischstäbchen empfohlen. Dazu sollen die Kinder nur noch Getränke mit weniger als 5% Zuckergehalt zu sich nehmen. Zudem müssen die Schuldirektoren dafür sorgen, dass überall Wasserspender aufgestellt werden.

„Die Regierung hat schon einiges getan“, meint Bestsellerautor Oliver („Genial Italienisch“). „Aber wir brauchen einen Zehn-Jahres-Plan, der für einen radikalen Wandel sorgt.“ Deshalb unterstützt er zusammen mit anderen Experten auch das Regierungsvorhaben, den Verkauf von Süßigkeiten und Softdrinks an den Schulen ganz zu verbieten. Im Schuljahr 2006/07 ist das zunächst nur eine Empfehlung. 2007/08 soll es Pflicht werden.

Gegenbewegung: Schwarzmarkt für Junk-Food
Allerdings haben sich die Kinder schon auf die neue Strenge eingestellt. An einigen Schulen hat sich bereits ein Schwarzmarkt für Junk-Food aller Art entwickelt. Dabei decken sich vorzugsweise die Jungs aus den oberen Klassen außerhalb im Großhandel mit Süßigkeiten ein, um die begehrte Ware dann in den Pausen an die Kleinen weiter zu verscherbeln. Meist verlangen sie sogar weniger als der Kiosk.