Ab sofort steht für Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr ein neuer Impfstoff gegen Pneumokokken zur Verfügung. Diese Bakterien können bei Säuglingen und Kleinkindern schwere Erkrankungen auslösen. Dabei ist Pneumokokke nicht gleich Pneumokokke, sondern es gibt weltweit 91verschiedene Pneumokokken-Typen. In Europa spielen 10 davon eine große Rolle. Bisher konnte gegen sieben dieser Pneumokokken-Typen geimpft werden. Nun wurde das Spektrum erweitert: Erstmals schützt ein Impfstoff gegen alle 10 Typen, die in Deutschland bis zu 80% der Pneumokokken-Infektionen bei Kindern unter 5 Jahren verursachen. Der neue Impfstoff deckt auch die drei Typen 1, 5 und 7F ab. Vor allem 7F ist für Todesfälle und schwere Erkrankungen verantwortlich, die betroffenen Kinder müssen in der Regel immer stationär behandelt werden.
Bakterien können in Blut, Lunge und Hirnhäute vordringen
Aufgrund des noch unreifen Immunsystems können Pneumokokken bei kleinen Kindern besonders schwerwiegende Erkrankungen, so genannte invasive Pneumokokken-Infektionen hervorrufen. Die Bakterien können in eigentlich sterile Bereiche vordringen und so lebensbedrohliche Entzündungen der Lunge, der Hirnhäute (Meningitis) oder eine Blutvergiftung bis hin zum Organversagen auslösen. Eine Pneumokokken-Meningitis ist besonders gefürchtet. Hierzulande treten in 5 bis 10% der Fälle schwere Komplikationen auf. Am häufigsten sind Hörstörungen. Es kann aber auch zu Beeinträchtigungen der geistigen Entwicklung oder aufgrund von Narben an den Hirnhäuten zur Ausbildung einer Epilepsie kommen.
Alle Kinder bis zum zweiten Geburtstag impfen
Nach Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Berliner Robert Koch-Institut sollten alle Kinder bis zum zweiten Geburtstag gegen Pneumokokken geimpft werden: Dreimal im ersten Lebensjahr, beginnend ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat, und eine vierte Impfung im zweiten Lebensjahr.
Der bereits volle Impfkalender in den ersten Lebensjahren wurde bei der Entwicklung des neuen Impfstoffs berücksichtigt. Der neue Impfstoff kann zeitgleich mit den Standard-Kinderimpfungen in den ersten beiden Lebensjahren – der Sechsfach-Impfung, der Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (MMRV) sowie der Meningokokken-Impfung – verabreicht werden. Es treten keine störenden Wechselwirkungen zwischen den Impfstoffen auf. Es kann sogar ein Impftermin im zweiten Lebensjahr eingespart werden – und damit ein Arzt-Termin. Lassen Sie sich diesbezüglich von Ihrem Kinder- und Jugendarzt be-raten.