Überhäufen Eltern ihr Kind mit zu viel Liebe, machen sie es ihm schwer, erwachsen zu werden. Gerade wenn Eltern die Liebe zum Kind als die eine große Beziehung in ihrem Leben ansehen, entstehe eine problematische Abhängigkeit, erklärt Caroline Thompson, Familientherapeutin aus Paris. Mütter und Väter müssten tolerieren und aushalten, dass sich ihr Nachwuchs irgendwann abnabelt. Erwachsen zu werden bedeute, Eltern als Hauptobjekte der Liebe zu ersetzen, erläutert die Psychoanalytikerin vom Hôpital de la Pitié-Salpêtrière.
Viele Eltern wollten sich mit ihren Kinder auf einer Ebene bewegen, als seien sie Freunde. Aber das mache es schwer, Autorität auszustrahlen. So entstünden Freiräume, die Kinder verunsichern, erläutert Thompson in der in München erscheinenden Zeitschrift „emotion“ (Ausgabe 9/2009). Eltern müssten klare Positionen beziehen, an denen sich Kinder orientieren und gegen die sie aufbegehren können.