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Nuckeln macht Zähne und Kiefer krank

Anlässlich des bevorstehenden Tages der Zahngesundheit am 25.9.2004 warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) davor, Kinder an den Schnuller zu gewöhnen. Er kann längerfristig zu Kieferfehlbildungen, Zahnfehlstellungen und Karies führen und sogar die Sprachentwicklung stören...

"Schnuller sind eigentlich unnötig und möglicherweise nachteilig, sie führen auf Dauer zu Kieferfehlbildungen, Zahnfehlstellungen und Karies, können die Sprachentwicklung stören und fördern gelegentlich Ohrinfekte mit nachfolgender Hörbeeinträchtigung, Mandelentzündungen und adenoide Wucherungen, so genannte "Polypen". Eltern sollten ihre Kinder gar nicht erst an den Schnuller gewöhnen." Dies erklärte der Präsident Dr. med. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ) gestern in Köln anlässlich des bevorstehenden Tages der Zahngesundheit am 25.9.2004.

Einziger Vorteil des Schnullers ist sein beruhigender Effekt. "Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, haben dies jedoch nicht nötig," so Dr. med. Wolfram Hartmann weiter. "Für alle anderen Säuglinge sollte spätestens mit sieben Monaten Schluss mit dem Schnuller sein. Danach kommen die ersten Zähne, bald darauf beginnen die gezielte Greifphase und das Erlernen erster Worte. In dieser Zeit brauchen die Kinder besonders intensive verbale Anregung, Beschäftigung und Zuwendung und nicht Ruhigstellen durch den Schnuller oder - was noch schädlicher ist - durch die Nuckelflasche. Allenfalls Frühgeborene mit ihrem besonders hohen Saugbedürfnis dürfen bis zum 1. Geburtstag am Schnuller nuckeln. Bis zu dieser zeitlichen Grenze können sich bereits eingetretene Schäden noch von allein zurückbilden. Zahn- und Kieferfehlstellungen, die durch Nuckelgewohnheiten nach dem 1. Lebensjahr entstanden sind, müssen später meist kieferorthopädisch behandelt werden."

Entwöhnungstricks
Viele Eltern haben Angst, ihren Kindern den Schnuller wegzunehmen. Dr. med Wolfram Hartmann: "Eltern hilft es, wenn sie bei diesem Schritt mit der gleichen festen inneren Überzeugung vorgehen, mit der sie ihr Kind etwa von der Gurtpflicht im Auto überzeugen. Ein bewährter Trick: in den Schnuller einstechen, so dass er schlaff wird. Wöchentlich den Nuckel dann um ca. einen Millimeter mit der Schere abschneiden, bis nichts mehr davon übrig ist. Gleichzeitige Zuwendung erleichtert das Abgewöhnen. Ist der richtige Zeitpunkt verpasst, wirds schwierig. Hartnäckig nuckelnden Kindergartenkindern können die Eltern den Schnuller durch ein Geschenk ersetzen. Kleine Rituale wie die "Schnullerfee" oder gemeinsames Wegwerfen des Schnullers erleichtern die Akzeptanz. Meist dauert es nicht länger als drei Tage, bis sich das Kind an das Leben ohne Schnuller gewöhnt hat. Hat der Kinder- und Jugendarzt oder Kieferorthopäde bereits einen offenen Biss festgestellt, kann eine Mundvorhofplatte als Schnullerersatz die Fehlstellung noch zurückbilden. Nach dem vierten Geburtstag kann man das Tauschgeschäft "Schnuller gegen Mundvorhofplatte" anbieten, um weitere schwere Kiefer-/Zahnfehlstellungen zu stoppen und den Lippenschluss zu trainieren.