Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Nutzung sozialer Medien: Mehr als zwei Stunden täglich sind bedenklich

Wenn Jugendliche sich täglich länger als zwei Stunden auf Social Media-Websites aufhalten, besteht einer amerikanischen Studie zufolge Anlass zur Sorge. Denn in der Untersuchung stellten die Wissenschaftler fest, dass diese Heranwachsenden zum großen Teil unter psychischen Problemen leiden.

„Dabei ist offen, ob diese Jugendlichen durch die Nutzung psychisch krank werden oder eher bereits psychisch krank sind und vermutlich auf den Websites nach Hilfe suchen. Die Anonymität der Seiten erleichtert es ihnen, dort nach Hilfsangeboten Ausschau zu halten oder sogar etwas von sich Preis zu geben, aber eben doch im Glauben alles sei anonym. Die Jugendlichen meiden oft den direkten Arztkontakt, die ärztliche Schweigepflicht ist ihnen fremd, so dass Jugendärzte oft keine Gelegenheit haben, ihnen frühzeitig professionelle Hilfen anzubieten“, erläutert Dr. med. Uwe Büsching, Sprecher des Ausschusses Jugendmedizin beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Dr. Hugues Sampasa-Kanyinga und Dr. Rosamund Lewis aus Ottawa werteten die Antworten von 753 Schülern aus 7. bis 12. Klassen (Durchschnittsalter 14 Jahre) aus, die im Rahmen einer Jugendgesundheitsstudie befragt worden waren. Etwas mehr als ein Viertel gaben an, dass sie soziale Medien, d.h. Kollektivprojekte, Blogs und Mikroblogs (z.B. Twitter, Nutzer veröffentlichen kurze, SMS-ähnliche Textnachrichten), Content Communities, soziale Netzwerke, MMORPGs (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game, übersetzt Massen-Mehrspieler-Online-Rollenspiel) und soziale virtuelle Welten für mehr als zwei Stunden pro Tag besuchten, während etwa ein Fünftel erklärte, dass sie dies nie oder nur selten taten. Mehr als die Hälfte (54%) surften laut eigenen Angaben zwei Stunden oder weniger lang pro Tag auf solchen Seiten.

Die Autoren der Studie bemerkten, dass Jugendliche, die sich täglich mehr als zwei Stunden lang mit solchen Medien beschäftigten, auch dazu tendierten, ihre psychische Gesundheit als "schlecht" zu bezeichnen. Je mehr Bedeutung soziale Medien für Heranwachsende hatten, desto höher war anscheinend das Risiko, dass sie unter psychischen Belastungen litten und an Selbstmord dachten. Sampasa-Kanyinga warnt davor, dass die Anonymität der sozialen Netzwerke auch das Risiko für Cyberbullying erhöhe. Ein weiteres Problem sei, dass diese Seiten auch Jugendliche ermutigten, sich mit anderen zu vergleichen.

Dr. Büsching rät: „Eltern sollten darauf achten, dass ihre Heranwachsenden über ihre Zeiten am PC offen berichten können, so lässt sich am ehesten vermeiden, dass sie nicht länger als zwei Stunden vor dem PC sitzen. Zudem sollten Erziehungsberechtigte auf Stimmungsschwankungen, verändertes Essverhalten, Schlafprobleme und ungewöhnliche Veränderungen in der Persönlichkeit achten – alles Warnzeichen für Depressionen und für andere psychische Probleme. Bei solchen Beobachtungen sollten Eltern sich nicht scheuen, mit dem Jugendarzt zu sprechen oder den Jugendlichen zu einem Gespräch mit ihm zu schicken.“

Laut einer amerikanischen Umfrage gehört die Internetsicherheit mittlerweile zu den vier größten Sorgen von Eltern in Bezug auf die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Kinder. Erziehungsberechtigte fürchten u.a. sexuelle Übergriffe und Mobbing per Internet.

Quellen: <link http: online.liebertpub.com doi pdf cyber.2015.0055 _blank external-link-new-window external link in new>Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking; <link http: mottnpch.org sites default files documents _blank external-link-new-window external link in new>C.S. Mott Children’s Hospital
_________________________________________________
Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: <link http: www.kinderaerzte-im-netz.de _blank>www.kinderaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des BVKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.