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Orthopädische Kissen wenig hilfreich bei Kopfverformung

Orthopädische Kissen, die Schädelverformungen beim Säugling verhindern sollen, scheinen nicht sehr erfolgreich zu sein, so die Meinung von amerikanischen Forschern um Dr. Albert Oh vom Kinderkrankenhaus in Hasbro und der dortigen Brown-Universität. Sie analysierten Risikofaktoren für die Entstehung von Kopfverformungen.

Amerikanische Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass orthopädische Kissen gegen Kopfverformungen bei Säuglingen wenig bewirken. „Seit den frühen Neunzigerjahren haben Schädelfehlbildungen stark zugenommen. Ärzte schreiben diese Entwicklung zum großen Teil der seit dieser Zeit propagierten Rückenlage zu. Diese Position konnte bei Babys den plötzlichen Kindstod um schätzungsweise 40% reduzieren. Auch wenn dieser Effekt wesentlich bedeutsamer ist als gewisse Schädelverformungen, fragen sich viele Eltern, was sie dagegen tun können“, erklärt Prof. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Die untersuchten speziellen Kissen waren zwar von der amerikanische Zulassungsbehörde für Lebensmittel und Medikamente - Food and Drug Administration (FDA) - für unbedenklich und sicher eingestuft worden, doch sage dies laut den Wissenschaftlern der Brown-Universität noch nichts über deren Wirksamkeit aus. Sie stellen damit andere orthopädische Maßnahmen neben der „Helm-Therapie“ zur Verhinderung von Schädelfehlbildungen in Frage. Bei dieser Behandlung verhindert ein Helm das Weiterwachsen der vorstehenden bzw. prominenten Schädelregionen, bis auch abgeflachte Bereiche gleichmäßig entwickelt sind.

Laut Dr. Oh kann eine so genannte Plagiozephalie bzw. Schiefköpfigkeit auch bei vorwiegender Bauchlage von Säuglingen auftreten, deshalb müssen noch andere Ursachen als die Schlafposition dafür verantwortlich sein. Mehrere Studien haben bereits Faktoren ermittelt, die eine Verformung des Babykopfs begünstigen, wie die engen Verhältnisse im Mutterleib und auf dem Weg nach draußen, Rückenlage, Erstgeburt, Mehrlingsgeburt, männliches Geschlecht, Frühgeburt, Entwicklungsverzögerung sowie geringe Flexibilität des Kopfes. „Der Schädel ist bis zur Geburt noch in sich beweglich, die Schädelnähte bzw. Fontanellen schließen sich erst im Laufe der ersten beiden Lebensjahre. So kann das Gehirn gut wachsen. Schließen sich die Nähte zu früh, entstehen Fehlbildungen, die zum Teil auch operativ korrigiert werden müssen“, so Prof. Nentwich.

Die Daten erhärteten die bedeutende Rolle des Schiefhalses für die Fehlbildung des Kopfes sowie eine starke Wechselbeziehung zwischen dem Grad der Fehlstellung in der Halswirbelsäule und dem Ausmaß der Schädelasymmetrie. Es gab jedoch keine mütterlichen Merkmale, die mit der Ausprägung der Fehlbildung assoziiert waren. Trotz der allgemeinen Ansicht, dass die Schlafposition auf dem Rücken zumindest zum Teil für den Anstieg von Plagiozephalie verantwortlich ist, gab es laut der Studie keinen statistisch bedeutungsvollen Zusammenhang zwischen Schlafposition und der Asymmetrie des Kopfes. Trotzdem fanden Dr. Oh und seine Kollegen tendenziell weniger Abflachungen bei Kindern, die auf dem Bauch schliefen oder öfter ihre Lage wechselten.

Dr. Oh und Kollegen befragten die Eltern von 434 Säuglingen, die zur Behandlung von Schädelverformungen in zwei Krankenhäusern vorgestellt wurden. Der Geburtstermin der Babys lag durchschnittlich bei der 36,5. Woche und das mittlere Alter bei der Untersuchung in der Klinik lag bei 5,8 Monaten. Zwei Drittel der Kinder waren männlich, und 83% hatten beim Liegen eine bevorzugte Kopfposition. Bei 42,6% der Babys war ein Schiefhals diagnostiziert worden und beinahe alle (97,5%) waren sonst normal entwickelt. „Auch bei diagnostiziertem Schiefhals bieten sich ergänzende Verhaltensmaßnahmen an. Diese stehen allerdings bei Kopfverformungen ohne bestehenden Schiefhals im Vordergrund. Sie bestehen darin, dass die vorher bevorzugte Seite durch eine Sichtblende uninteressant gemacht und die angebotene Seite auf die andere Seite verlegt wird. Auch auf dem Arm sollte dem Säugling Interessantes von der vorher ungeliebten Seite angeboten werden“, empfiehlt Prof. Nentwich.