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Pädiater und Allgemeinmediziner starten gemeinsame Initiative gegen Masern

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Bayern und der Bayerische Hausärzteverband (BHÄV) wollen beim Kampf gegen Masern stärker zusammenarbeiten. Das ist das Ergebnis eines Treffens der beiden Vorsitzenden in München ...

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Bayern und der Bayerische Hausärzteverband (BHÄV) wollen beim Kampf gegen Masern stärker zusammenarbeiten. Das ist das Ergebnis eines Treffens der beiden Vorsitzenden in München.
„Masern gelten zwar als Krankheit des Kindesalters, aber immer häufiger erkranken Jugendliche und junge Erwachsene, die keinen Masernschutz haben. Um diese Menschen über die Gefahren einer Infektion mit diesem gefährlichen Virus zu informieren, müssen wir sie gezielt in den Praxen ansprechen und den Impfstatus abfragen. Das werden wir im Rahmen unserer Jugendsprechstunden – der so genannten J1 – tun“, erläutert Dr. Martin Lang, Vorsitzender des BVKJ in Bayern.

Vor allem in der Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen gibt es große Impflücken. In den 70er Jahren wurde die Masernimpfung in Deutschland eingeführt und bis zum Jahr 2000 als einmalige Impfung empfohlen. Inzwischen wird eine zweimalige Masernimpfung empfohlen, da Studien gezeigt haben, dass nicht alle Menschen bei der ersten Impfung eine Immunität gegen Masern entwickeln. Zudem waren die Impfquoten bis zum Jahr 2000 sehr gering. Experten gehen davon aus, dass nur etwa die Hälfte eines betroffenen Jahrganges in Deutschland überhaupt gegen Masern geimpft wurde.

„Genau deshalb ist es so wichtig, dass wir junge Erwachsene in unseren Praxen aufklären. Insbesondere dann, wenn ein Kinderwunsch besteht. Denn: Eine ungeschützte werdende Mutter gibt ihrem Kind auch keinen Nestschutz mit auf den Lebensweg. Und da Säuglinge nicht geimpft werden können, besteht die große Gefahr einer Ansteckung – vor allem innerhalb der Familie, wenn beide Eltern keinen Impfschutz haben“, warnt Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des BHÄV.

Mehr als 200 Menschen in Bayern erkrankt – ein Erwachsener stirbt
Die Masern grassieren in Bayern. Seit Anfang des Jahres wurden bereits etwa 200 Erkrankungen registriert – eine Verzehnfachung im Vergleich zum Vorjahr. Betroffen sind auch viele ungeschützte Jugendliche und junge Erwachsene. Viele mussten stationär in Kliniken behandelt werden. Ein 26-jähriger Mann aus Weilheim verstarb Ende März in einer Münchner Klinik an den Folgen einer Maserninfektion.

„Masern verlaufen bei Erwachsenen mit viel schwereren Komplikationen als bei Kindern. Lungen- und Augenentzündungen kommen häufig vor – besonders gefürchtet ist die Entzündung des Gehirns durch Masernviren – die so genannte Masernenzephalitis, die auch tödlich enden kann. Beim letzten großen Ausbruch in Deutschland kam ein Todesfall auf etwa 800 Erkrankungen. Das zeigt, wie gefährlich die Masern sind“, verweist Lang auf die Masernepidemie in Duisburg aus dem Jahre 2006. Damals erkrankten etwa 1.600 Menschen – zwei Kinder starben.

„Um eine weitere Ausbreitung der Masern zu verhindern, müssen wir die Impflücken schließen. Insbesondere in München, wo bereits mehr als 130 Menschen erkrankt sind. Die Kollegen werden daher verstärkt Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) anbieten. Etwa die Hälfte der Erkrankungen in München betrifft Menschen, die älter als 15 Jahre sind – fast 50 betroffenen Patienten sind mehr als 25 Jahre alt“, erläutert Geis unter Berufung auf Informationen des Gesundheitsamtes in München.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin empfiehlt eine Impfung gegen MMR für alle nach 1970 Geborene mit keinem oder unklarem Impfstatus bzw. mit nur einer Impfung in der Kindheit.