Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kritisiert die haltlosen Behauptungen, die im Rahmen der Berichterstattung zum Nationalen Impfkongress in Stuttgart von Impfkritikern veröffentlicht wurden. „Die Thesen der extremen Minderheit der Impfkritiker und Impfskeptiker in Deutschland sind immer die gleichen und werden auch durch permanentes Wiederholen nicht wahrer. Im Gegenteil: Alle so genannten Beweise oder Argumente sind ganz einfach widerlegbar. Masern sind häufig mit Komplikationen verbunden und führen nicht selten auch zu bleibenden Schäden. Beim letzten großen Ausbruch in Duisburg im Jahre 2006 steckten sich etwa 1.700 ungeimpfte Personen mit Masern an – zwei kleine Kinder starben. Inzwischen ist ein weiteres Kind aus Duisburg an einer unheilbaren chronischen Maserngehirnentzündung erkrankt. Das Mädchen wurde als Säugling infiziert – zu einem Zeitpunkt also, wo es noch nicht geimpft werden konnte. Deutschland gilt europaweit als größter Masernexporteur. In 2009 führte ein lokaler Ausbruch in Hamburg zu einer großen Epidemie in Bulgarien – mit über 20.000 Erkrankungen und mehr als 20 Toten. Wer da von harmloser Erkrankung spricht, handelt grob fahrlässig“, stellt Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), fest. In diesem Zusammenhang weist der BVKJ darauf hin, dass es durch gezielte Impfprogramme der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelungen ist, die Masern auf dem afrikanischen Kontinent deutlich zurückzudrängen. „Seit der Einführung der Impfprogramme ist die Zahl der Maserntoten in Afrika um über 80% gefallen. In einigen Ländern wie Angola, Kap Verde, Tansania oder Mosambik ist die Inzidenz geringer als in Deutschland. Und in diesen Ländern ist der hygienische Standard sicher nicht mit Westeuropa vergleichbar“, widerlegt Hartmann die Behauptung der Impfkritiker, dass der Rückgang von Infektionskrankheiten eher auf einen Zuwachs von Hygiene als auf Impfungen zurückzuführen ist.
Dreiste Lügen - Todesfälle durch ImpfungenIn einer jüngsten Veröffentlichung beziehen sich die Impfkritiker auf das Statistische Bundesamt und behaupten, dass dort mehr als 500 Menschen in Deutschland registriert wären, die durch Impfungen sterben und 6.000 Personen, die lebenslange Folgen davontragen würden. „Solche Äußerungen entsprechen nicht der Wahrheit. In den letzten zehn Jahren hat das Statistische Bundesamt insgesamt 59 Todesfälle registriert, die möglicherweise in irgendeinem Zusammenhang mit Impfungen stehen könnten. Meistens ist dies ein zeitlicher Zusammenhang – kausale Zusammenhänge gibt es kaum. Das ist ja auch nicht weiter verwunderlich. Würden die behaupteten Zahlen tatsächlich stimmen, dann müssten Impfprogramme sofort gestoppt und Impfempfehlungen geändert werden. Jahr für Jahr impfen wir Pädiater in Deutschland millionenfach – immer mit der nötigen Sorgfalt bei der Aufklärung der Eltern, Kinder und Jugendlichen. Ich erwarte, dass Medienvertreter die notwendigen Fakten ebenso sorgfältig recherchieren und unwahre Behauptungen und absurde Thesen nicht ungefiltert veröffentlichen“, fordert Hartmann. „Solche unqualifizierten Äußerungen verunsichern Eltern und gefährden den Schutz der Kinder vor impfpräventablen Erkrankungen, die eben nicht so harmlos sind, wie einige leichtfertig behaupten. Die Gesundheitsbehörden aller Länder der Welt kennen den hohen Nutzen von Impfungen und arbeiten alle auf einen möglichst umfassenden Impfschutz ihrer Bürger hin. Diskussionen über den Nutzen von Impfungen gibt es immer nur in satten Überflussgesellschaften.“Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ e.V.). Bei Abdruck bitte Hinweis auf www.kinderaerzte-im-netz.de.