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„Pandemiebabys“: Veränderte Darmflora und niedrigere Allergieraten

Irische, schwedische und amerikanische Forscher*innen hatten die Auswirkungen des Lockdowns während der COVID-19-Pandemie auf die Entwicklung des Darmmikrobioms von Babys untersucht. Sie entdeckten, dass diese Babys eine veränderte Darmflora zeigten und auch ein geringeres Risiko für Allergien hatten.

Unser Darmmikrobiom, ein Ökosystem von Mikroben, die in unserem Verdauungstrakt leben, spielt eine wesentliche Rolle für die menschliche Gesundheit. Die in „Allergy“ veröffentlichte Studie ist die erste, die speziell die Darmgesundheit von Neugeborenen während der Pandemie untersuchte. Es zeigten sich deutliche Unterschiede in der Mikrobiomentwicklung von Babys, die während der Lockdown-Zeiten geboren wurden, im Vergleich zu Babys vor der Pandemie. Bei Säuglingen, die während des Lockdowns zur Welt kamen, traten auch seltener als erwartet allergische Erkrankungen auf, beispielsweise Nahrungsmittelallergien.

Geringerer Antibiotika-Gebrauch möglicherweise mit weniger Allergien verbunden

Die Ergebnisse verdeutlichten die Vorteile für die Darmgesundheit von „Pandemie-Babys“, die sich aus der einzigartigen Umgebung des Lockdowns ergeben. So waren diese Säuglinge geringeren Infektionsraten ausgesetzt und mussten in der Folge auch wenig Antibiotika einnehmen. Zudem wirkte sich der Lockdown positiv auf die Stilldauer aus, die bei den meisten der „Pandemiebabys“ länger als bei den Kindern ohne Pandemie dauerte. Die Neugeborenen wiesen deshalb mehr nützliche Mikroben auf, die sie nach der Geburt von ihren Müttern erworben hatten. Diese mütterlichen Mikroben könnten eine schützende Rolle gegen allergische Erkrankungen spielen.

Professor Jonathan Hourihane, Mitautor der Studie, kommentierte die Ergebnisse folgendermaßen: „Diese Studie bietet eine neue Perspektive auf die Auswirkungen sozialer Isolation.“ Insbesondere die niedrigeren Allergieraten bei Neugeborenen während des Lockdowns könnten den Einfluss von Lebensstil- und Umweltfaktoren wie häufigem Antibiotikagebrauch auf die Zunahme allergischer Erkrankungen verdeutlichen.

„Wir hoffen, diese Kinder im Alter von fünf Jahren noch einmal untersuchen zu können, um zu sehen, ob diese interessanten Veränderungen im frühen Darmmikrobiom längerfristige Auswirkungen haben.“ Mitautor Professor Liam O'Mahony fügte hinzu: „Ein faszinierendes Ergebnis ist, dass aufgrund der geringeren Exposition des Menschen und des Schutzes vor Infektionen nur 17% der Säuglinge im Alter von einem Jahr ein Antibiotikum benötigten, was mehr nützlichen Bakterien wie Bifidobakterien in der Darmflora zur Folge hatte.“

Die Forscher*innen analysierten Stuhlproben von 351 Babys, die in den ersten drei Monaten der Pandemie geboren wurden, und verglichen diese mit Kindern, die vor der Pandemie auf die Welt kamen. Erstere waren Teil des CORAL-Projekts (Impact of CoronaVirus Pandemic on Allergic and Autoimmune Dysregulation in Infants Born While Lockdown). Mithilfe von Online-Fragebögen wurden Informationen zu Ernährung, häuslicher Umgebung und Gesundheit gesammelt.  Stuhlproben wurden nach 6, 12 und 24 Monaten entnommen und Allergietests nach 12 und 24 Monaten durchgeführt.

Quellen: news-medical.net, RCSI University of Medicine and Health Sciences, Allergy