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Plötzlicher Kindstod: In Europa zeigt ein Großteil der Verpackungen von Babyprodukten unsichere Positionen

In Europa bilden fast 80% der Verpackungen von Babyprodukten Säuglinge in Schlafstellungen ab, die nicht den Empfehlungen zur Vermeidung des plötzlichen Kindstods entsprechen.
Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass viele auf Produkten gezeigten schlafenden Säuglinge sich in einer Position befinden, die eindeutig als Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod (SIDS) gilt. SIDS (Sudden Infant death syndrome) oder plötzlicher Kindstod ist der unerwartete Tod eines Babys unter einem Jahr, der nach einer umfassenden Untersuchung ungeklärt bleibt.

Mehr als 600 Babywindelpakete in 11 Ländern untersucht

Im Rahmen eines Projekts untersuchten Wissenschaftler*innen von Inserm (L'Institut national de la santé et de la recherche médicale), der Université Paris Cité und der HEC Paris in Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken des Großraums Paris (AP-HP), dem Universitätskrankenhaus Nantes und anderen europäischen Forschungseinrichtungen Bilder auf Babywindelverpackungen aus 11 europäischen Ländern, darunter Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien.

Das Forscherteam identifizierte 631 Windelpakete für Babys mit einem Gewicht unter 5kg. Auf 49% davon war ein Bild mit einem schlafenden Baby zu sehen. Die Analysen ergaben, dass 79% der Verpackungen, auf denen ein schlafendes Baby abgebildet war, nicht mit mindestens einer Empfehlung zur Vorbeugung von SIDS übereinstimmten. Beispielsweise wurde ein Baby in 45% der Fälle in Bauchlage oder auf der Seite liegend dargestellt, 51% der Fälle mit weichen Gegenständen oder losem Bettzeug (Kissen, kissenähnliches Spielzeug, Stofftiere, Steppdecken, Bettdecken, Schaffelle usw.). schlafend oder bei 10% schlief das Baby mit einer anderen Person.

Zusammenfassend konnte das Team länderübergreifend immer wieder zeigen, dass ein sehr hoher Anteil der Bilder nicht mit den Empfehlungen zur Verhinderung des plötzlichen Kindstods übereinstimmte.

Empfehlungen zur Vorbeugung des plötzlichen Kindstods

Die wichtigsten Empfehlungen zur Prävention von SIDS lauten:

  • Babys sollte in ihrem eigenen Bett auf den Rücken liegend schlafen, und nicht mit einer Person im Bett schlafen.
  • Das Kinderbett sollte eine feste, flachen Matratze aufweisen. Säuglinge sollten nicht auf einer Couch oder in einem Sessel oder in einer Sitzgelegenheit wie einer Schaukel oder einem Autositz zu schlafen (außer während der Fahrt im Auto).
  • Lose Decken, Kissen, Stofftiere und andere weiche Gegenstände gehören nicht in die Schlafumgebung.
  • Stillen wirkt vorbeugend.
  • Rauchen in der Umgebung eines Babys sollte vermieden werden.

Werbung prägt falsche Vorstellungen ein

In der Verhaltenswissenschaft und der medizinischen Fachliteratur ist bekannt, dass Bilder die Macht haben, Konsumgewohnheiten zu beeinflussen.
Wenn eine Werbung falsche Informationen vermittelt, beispielsweise die Darstellung eines Babys in einer gefährlichen Schlafposition, birgt dies folgende Gefahren:

  • Verbraucher glauben im Allgemeinen, dass Werbebilder von Expert*innen erstellt wurden und betrachten sie daher als verlässliche Quellen.
  • Bei einem Werbebild für Babyprodukte wird von den Herstellern – insbesondere bei einer gefährdeten Bevölkerungsgruppe wie Babys – erwartet, dass sie wissen, was sie tun. Daher bewerten Eltern deren Gültigkeit oft nicht kritisch. Dieses Phänomen ist seit langem als „Authority Bias“ bei der Entscheidungsfindung bekannt.
  • Der wiederholte Kontakt mit denselben falschen Informationen auf Babyverpackungen (z.B. der wiederholte Kontakt mit einem Baby, das nicht auf dem Rücken schläft) kann dazu führen, dass junge Eltern mit der Zeit dies als richtig wahrnehmen. Selbst wenn sie wissen, dass die Informationen falsch sind, können sie am Ende glauben, dass sie gar nicht so gravierend falsch sein können. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Eltern, obwohl sie wissen, dass das Schlafen auf dem Rücken empfehlenswert ist, am Ende vielleicht denken, dass das Schlafen in Bauchlage auch völlig in Ordnung sei.

Aus diesen Gründen kommt Prof Dr. Martin Chalumeau (Paris, Frankreich), einer der Co-Autoren der Studie, zu dem Schluss, dass diese Anzahl kommerzieller, falscher Bildern verringert werden müsse, die nicht mit den Empfehlungen zur Prävention von SIDS übereinstimmen.

Quellen: medicalXpress, INSERM, Journal of Pediatrics