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Plötzlicher Kindstod: Meist liegen mehrere Risikofaktoren vor

Daten amerikanischer Forscher zeigten, dass mehrere Faktoren meist zusammenkommen, wenn ein Kind am plötzlichen Kindstod stirbt. Laut den Studienergebnissen lag bei einem Großteil der untersuchten Fälle das Kind nicht auf dem Rücken. Häufig kam dann noch hinzu, dass ein Elternteil rauchte, sich Decken oder Kissen im Kinderbett befanden und/oder dass das Kind im Elternbett schlief ...

Stirbt ein Kind am plötzlichen Kindstod (SIDS: Sudden Infant Death Syndrome), so kann dies meist auf mindestens einen Risikofaktor zurückgeführt werden. Dies zeigen die Daten, die amerikanische Forscher im Verlauf von fünf Jahren zum plötzlichen Kindstod gesammelt haben. „Fast allen Fällen des SIDS gemeinsam war, dass die Kinder nicht auf dem Rücken schliefen. Als weitere bekannte und vermeidbare Risikofaktoren kamen entweder ‚Rauchen eines Elternteils’, der Gebrauch von weichen Bettmaterialien – wie Decken, Kissen, weiche Bettunterlage -, die eine Erstickungssituation herbeiführen können, und/oder Schlafen im Elternbett hinzu“, fasst Prof. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt und Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) die Ergebnisse zusammen. Besonders gefährdet für den plötzlichen Kindstod sind laut Prof. Barbara M. Ostfeld vom SIDS-Center in New Jersey und Kollegen Kinder, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren wurden und die an einem Atemwegsinfekt leiden.

Die Wissenschaftler betonen, dass in der Regel bei kleinen Risikopatienten noch andere Faktoren hinzukommen, wenn sie plötzlich versterben. Bei einigen Kindern scheinen in ungünstigen Schlafsituationen aufgrund eines defekten Serotoninstoffwechsels schließlich die lebensrettenden Körperreaktionen auszubleiben. „Kursiert im Gehirn zu wenig Serotonin, versagt das Atemkontrollsystem, das dem Körper bei Sauerstoffmangel den Befehl zum Luftschnappen gibt. Werden die Atemwege des Kindes zum Beispiel durch die Bauchlage oder durch ein Kissen blockiert, wacht das Kind nicht auf und saugt nicht reflexartig mehr Luft ein“, erklärt Prof. Nentwich. Da der Mangel dieses Gehirnbotenstoffs unter normalen Umständen keinen Einfluss auf den Atemrhythmus eines Babys hat, ist nicht bekannt, welche Kinder davon betroffen sind. Eine aktuelle wissenschaftliche Arbeit in JAMA wies bei an SIDS verstorbenen Kindern einen um mehr als ein Viertel erniedrigten Serotoninspiegel nach.

Neben mindestens einem äußeren Risikofaktor (Bauchlage, Kissen, Bettdecke, Rauchen der Eltern usw.) führt demnach eine gewisse Veranlagung zu verändertem Serotoninstoffwechsel im ersten Lebensjahr zu diesen tragischen Todesfällen.

Um dem plötzlichen Kindstod vorzubeugen, sollten Eltern auf das Rauchen verzichten, das Baby zum Schlafen auf den Rücken legen - ohne Bettdecke und Kopfkissen. Am besten schläft das Baby in einem speziellen Baby-Schlafsack auf einer festen luftdurchlässigen Matratze. Bei einer Infektion der oberen Atemwege des Kindes sollten Eltern frühzeitig zum Kinder- und Jugendarzt, damit eine Behandlung eingeleitet wird und die Atemwege frei sind. Das Kinderbett sollte ins Elternschlafzimmer, aber das Kind sollte nicht im Elternbett schlafen. Die Zimmertemperatur beträgt idealerweise nicht über 18° C. Stillen mindestens bis zum 6. Lebensmonat hat anscheinend ebenso einen gewissen Schutzeffekt.