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Plötzlicher Kindstod: Wohnort in hohen Lagen möglicherweise etwas risikoreicher

In einem Anfang Juni in der Fachzeitschrift „Pediatrics“ veröffentlichten Artikel stellen Wissenschaftler die These auf, dass die Höhenlage des Wohnorts möglicherweise einen Einfluss auf den plötzlichen Kindstod hat. Demnach hatten Säuglinge, die auf einer Höhe von 2.400 Metern oder höher lebten, ein 2,3-fach höheres Risiko für den plötzlichen Kindstod oder SIDS (Sudden Infant Death Syndrome) im Vergleich zu Kindern, die unterhalb einer Höhenlage von 1.800 Metern wohnhaft waren.

Obwohl viele Fälle von SIDS nicht erklärt werden können, treten die meisten unter bestimmten Umständen auf. So gelten u.a. als Risikofaktoren: Schlafen mit einer Person im Bett; keine Rückenposition; Bettdecken und Kissen im Kinderbett, unter die ein Baby rutschen und in der Folge ersticken kann.

Hypoxie-Theorie

Die Autoren um Dr. David Katz von der Abteilung für Kardiologie an der Universität von Colorado erklärten, dass in vielen Fällen von SIDS Experten von Hypoxie ausgehen – einer Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Die Hypoxie-Theorie könnte auch auf große Höhen, in denen der Sauerstoffgehalt niedriger ist, angewandt werden. Kleinkinder können in größeren Höhen unter Sauerstoffmangel leiden. Allerdings wurde die Assoziation zwischen dem Auftreten von SIDS und der Höhe des Wohnorts kaum untersucht, so die Autoren.

Dr. Katz und Kollegen analysierten von 2007 bis 2012 Daten der Todes- und Geburtenregisters von Colorado. In diesem Zeitraum wurden 393.216 Kinder geboren. Das Team bestimmte die Höhe des Wohnorts von Säuglingen durch Geocoding (Zuordnung von geographischen Koordinaten) der Heimatadresse der Eltern. Rund 79,6% der Kinder waren unter 1.800 Metern zuhause, 18,5% befanden sich auf einer Höhe zwischen 1.800 und 2.400 Metern, während 1,9% auf einer Höhe von 2.400 oder darüber lebten.

Außerdem ermittelten die Forscher die SIDS-Raten in verschiedenen Höhen in Colorado in den Jahren 1990 bis 2012, um die Auswirkungen der „Back to Sleep Campaign“ zu bewerten, die im Jahr 1994 ins Leben gerufen wurde. Sie sollte Eltern über eine sichere Schlafumgebung für ihr Baby informieren, um SIDS-Fälle zu vermeiden.

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Kinder, die in einer Höhe von 2.400 Metern oder mehr ihre Heimat hatten, ein 2,3-mal höheres Risiko für SIDS hatten - im Vergleich zu Kindern, die unter einer Höhe von 1.800 Metern wohnhaft waren. Der Zusammenhang war unabhängig von anderen Risikofaktoren für SIDS zu beobachten. Bestätigen konnte die Untersuchung ein erhöhtes SIDS-Risiko für Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht, bei Tabakexposition sowie bei einem niedrigen sozioökonomischen Status der Familie. Die Kampagne bewirkte in allen Höhenlagen nach 1994 einen Rückgang der Fälle von plötzlichem Kindstod. Insgesamt gab es dadurch einen Rückgang der SIDS-Inzidenz von 1,99 pro 1000 Lebendgeburten vor der Kampagne auf 0,57 pro 1.000 Lebendgeburten nach dem Start der Aufklärungsaktion.

Wichtig bleibt eine sichere Schlafumgebung

Die Forscher betonten, dass das absolute Risiko von SIDS in großer Höhe sehr gering ist, sodass ihre Ergebnisse Eltern nicht veranlassen sollten aus Höhenlagen wegzuziehen oder Reisen in Gebiete von großer Höhe zu vermeiden.

Wichtiger sei es, bereits bekannte Risikofaktoren zu vermeiden und folgende Empfehlungen zu befolgen:

• Eltern sollten ihr Baby immer auf den Rücken zum Schlafen legen.
• Eltern sollten darauf achten, dass das Baby auf einer festen Unterlage schläft, wie z.B. auf einer Matratze.
• Kissen, Decken, Schaffelle oder andere Gegenstände, die die Erstickungsgefahr erhöhen können, gehören nicht ins Kinderbettchen.
• Eltern sollten sicherstellen, dass nichts den Kopf des Kindes zudecken kann.
• Das Baby sollte angemessene Kleidung zum Schlafen tragen, wie z.B. einen einteiligen Schlafanzug.
• Eltern sollten nicht das Bett mit dem Baby teilen.
• Spielsachen, weiche Objekte und loses Bettzeug sollte aus dem Schlafbereich des Kindes genommen werden.
• Niemand sollte in der Nähe des Kindes rauchen.

Das Team kommt zu dem Schluss, dass weitere Forschungsarbeiten erforderlich sind, um herauszufinden, warum die Höhenlage das SIDS-Risiko vergrößert.

Quelle: <link http: www.medicalnewstoday.com articles _blank external-link-new-window external link in new>MedicalNewsToday, <link http: pediatrics.aappublications.org content e1442.full.pdf _blank external-link-new-window external link in new>Pediatrics