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Regelmäßige Zubettgehzeiten ebenso wichtig wie ausreichend Schlaf

Eine britische Studie weist darauf hin, dass nicht nur die Menge an Schlaf, die ein Kind bekommt, eine Rolle spielt, sondern auch, ob ein Kind regelmäßig zu einer bestimmten Zeit ins Bett geht.

Professor Yvonne Kelly vom Department of Epidemiology and Public Health am University College London in Großbritannien beschreibt in einem Artikel in „THE Conversation“, der sich auf eine Studie in der Fachzeitschrift "Journal of Epidemiology & Communitiy Health" bezieht, warum regelmäßige Zubettgehzeiten so wichtig für Kinder sind.

Sie und ihr Team hatten die Daten der Millennium Cohort Study (MCS) ausgewertet, die seit der Jahrhundertwende das Leben von rund 20.000 Kindern beobachtet. Das Ergebnis: Eine regelmäßige Schlafenszeit hat Einfluss darauf, wie Kinder bis zehn Jahren zu Hause und in der Schule zurechtkommen.

Der „Jetlag-Effekt“

Zunächst untersuchten die Experten die Beziehung zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen Schlafzeiten und wie die Kinder in einer Reihe von kognitiven Tests abschnitten. Eltern, die an der MCS teilnahmen, wurden gefragt, ob ihre Kinder wochentags zu einer regulären Uhrzeit zu Bett gingen. Diejenigen, die "immer" oder "in der Regel" antworteten, wurden in die Gruppe mit regelmäßigen Schlafenszeiten aufgenommen, während diejenigen, die "manchmal" oder "nie" antworteten, der Gruppe mit unregelmäßigen Schlafenszeiten zugewiesen wurden.

Die Ergebnisse waren auffällig. Kinder mit unregelmäßigen Schlafenszeiten hatten schlechtere Werte bei den Mathe-, Lesetest und Tests zur räumlichen Vorstellungskraft. Tatsächlich hatte die Zeit, zu welcher Kinder ins Bett gingen, wenig oder gar keinen Einfluss auf ihre grundlegenden Fähigkeiten im Umgang mit Zahlen oder ihre Fähigkeit, mit Formen zu arbeiten. Aber keine feste Schlafenszeit war generell mit einem schlechteren Abschneiden bei den Tests verbunden, insbesondere bei den Dreijährigen. Unregelmäßige Zubettgehzeiten in frühen Jahren wirkten sich besonders negativ auf die Testergebnisse von Mädchen aus.

Hauptursache für dieses Phänomen sei Professor Kelly zufolge der zirkadiane Rhythmus - die innere Körperuhr, die bestimmt, wann es Zeit ist zu schlafen und aufzuwachen. Und vor allem Kinder seien besonders anfällig für Störungen dieses Rhythmus.

Experten nennen das manchmal den "Social Jet Lag Effect". Die Körpersysteme eines Kindes, der Tag-Nacht-Rhythmus und die Hormonsysteme werden durch unregelmäßige Zubettgehzeiten durcheinandergebracht.

Einfluss auf Verhalten

Neben der Verbesserung der intellektuellen Entwicklung eines Kindes hätte ihr Forscherteam festgestellt, dass regelmäßige Schlafenszeiten auch das Verhalten verbessern können, berichtete Kelly in dem Artikel.
Nach Meinung von Eltern und Lehrern hatten Kinder im MCS, die unregelmäßige Schlafenszeiten hatten, mit sieben Jahren erheblich häufiger Verhaltensstörungen als ihre Altersgenossen, die regelmäßig schlafen gingen. Je öfter ein Kind jede Nacht zu verschiedenen Zeiten zu Bett gehen konnte, desto schlimmer waren seine Verhaltensprobleme. Mit anderen Worten, die Effekte schienen sich in der gesamten Kindheit zu akkumulieren.

Aber es gebe auch eine gute Nachricht, so Kelly: Diese negativen Auswirkungen auf das Verhalten scheinen reversibel zu sein. Kinder, die dazu übergingen, zu normalen und regelmäßigen Zeiten ins Bett zugehen, zeigten Verbesserungen in ihrem Verhalten.

Doch war auch das Gegenteil möglich: Das Verhalten von Kindern, die von einer regulären zu einer unregelmäßigen Schlafenszeit wechselten, verschlechterte sich.

Förderung von Übergewicht

In einer Folgestudie, in der sie die Auswirkungen von Routinen (einschließlich Schlafenszeiten) auf Fettleibigkeit untersuchten, konnte Kelly und ihre Kollegen zeigen, dass Kinder mit unregelmäßigen Schlafzeiten häufiger übergewichtig sind, ein geringeres Selbstwertgefühl besitzen und weniger zufrieden mit ihrem Körper sind – im Vergleich zu Kindern, die regelmäßig zur gleich Zeit schlafen gehen.

Selbst Kinder, die "normalerweise" regelmäßig zu einer bestimmten Zeit ins Bett gingen, hatten ein um 20% höheres Risiko fettleibig zu werden, als diejenigen, die "immer" ungefähr zur gleichen Zeit ins Bett gingen.

Die Resultate zeigen eindeutig, dass regelmäßige Schlafenszeiten wirklich wichtig sind, wenn es um die Gesundheit und Entwicklung von Kindern in den ersten zehn Lebensjahren geht.

Quelle: <link https: theconversation.com giving-children-regular-bedtimes-stops-them-getting-jet-lag-88178 _blank external-link-new-window external link in new>The Conversation, <link http: www.dailymail.co.uk sciencetech article-5138307 lack-regular-bedtime-hurts-pupils-school-performance.html _blank external-link-new-window external link in new>DailyMail, <link http: jech.bmj.com content jech _blank external-link-new-window external link in new>Journal of Epidemiology & Communitiy Health