Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Reisegelbsucht: Kinder von Migranten besonders gefährdet

Die Zahl der Familien mit Migrationshintergrund, die mit ihren Kindern Verwandte im Herkunftsland besuchen und sich dort außerhalb eines Hotels in einheimischen Haushalten aufhalten, hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Vor allem Kinder und junge Erwachsene mit ausländischen Wurzeln, die in Deutschland aufgewachsen sind, haben ein erhöhtes Risiko, sich z.B. mit Hepatitis A, der so genannten Reisegelbsucht, anzustecken. Denn in Deutschland ist Hepatitis A im Gegensatz zu vielen Ländern in Süd- und Osteuropa, in Asien oder Afrika wenig verbreitet...

Die Zahl der Familien mit Migrationshintergrund, die mit ihren Kindern Verwandte im Herkunftsland besuchen und sich dort außerhalb eines Hotels in einheimischen Haushalten aufhalten, hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Vor allem Kinder und junge Erwachsene mit ausländischen Wurzeln, die in Deutschland aufgewachsen sind, haben ein erhöhtes Risiko, sich z.B. mit Hepatitis A, der so genannten Reisegelbsucht, anzustecken. Denn in Deutschland ist Hepatitis A im Gegensatz zu vielen Ländern in Süd- und Osteuropa, in Asien oder Afrika wenig verbreitet. „In Regionen mit geringem Hygienestandard haben die meisten Menschen bereits in der Kindheit Kontakt mit dem Hepatitis-A-Virus. In diesem Alter verläuft die Krankheit noch leicht oder kann sogar umbemerkt bleiben. Betroffene erwerben dann eine lebenslange Immunität. Diese fehlt jedoch einem Großteil der Bevölkerung in Deutschland. Und das gilt natürlich auch für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit ausländischen Wurzeln, die hier aufgewachsen sind. Das Immunsystem dieser Menschen hatte – im Gegensatz zu dem der Verwandten im Herkunftsland – häufig noch keinen Erregerkontakt. Eine Immunität fehlt daher“, erklärt Dr. Martin Terhardt. Wissenschaftler des Robert Koch-Instituts in Berlin (RKI) beobachteten in der Vergangenheit vor allem „Virus-Importe“ von Minderjährigen mit Migrationshintergrund aus der Türkei, aus dem ehemaligen Jugoslawien sowie aus Ägypten.

Impfung bietet den sichersten Schutz
Insbesondere Mitte August bis Mitte November steigt laut dem RKI die Anzahl der Hepatitis-A-Patienten in Deutschland. Nach einer Inkubationszeit (Dauer von Ansteckung bis zum Krankheitsausbruch) von bis zu 50 Tagen entspricht dies einer erhöhten Ansteckungsphase während der Reisezeit in den frühen Sommer- und Herbstmonaten. Heimkehrer können so auch ihre daheimgebliebenen Familienmitglieder, Freunde und andere Kontaktpersonen anstecken. Mit zunehmendem Alter nimmt meist auch die Krankheitslast zu. „Die Hepatitis-A-Viren sind äußerst resistent und hoch ansteckend. Diese Erreger können in nicht ausreichend gegarten Speisen vermehrungsfähig und ansteckend bleiben. Aber auch das gemeinsame Benutzen von Besteck oder einer sanitären Anlage kann für eine Übertragung genügen. Bei Familienurlauben in Länder, in denen Hepatitis A verbreitet ist, bietet eine Impfung den sichersten Schutz“, so Dr. Martin Terhardt, der zugleich Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI ist. Viele Krankenkassen erstatten mittlerweile Reise-Impfungen als freiwillige Extraleistung für ihre Mitglieder. Der Impfstoff ist ab dem ersten Lebensjahr zugelassen.

Eine Infektion mit Hepatitis-A-Viren kann sich mit Fieber, Übelkeit, allgemeiner Abgeschlagenheit und Oberbauchbeschwerden sowie einer Gelbfärbung von Haut und Augen bemerkbar machen. In seltenen Fällen oder bei vorgeschädigter Leber kann es zu einem fulminanten Verlauf mit lebensgefährlichem Leberversagen kommen.

Quellen: Journal of Travel Medicine, RKI, Emerg Infect Dis