Die Einnahme von Antibiotika in jungen Jahren, ein westlicher Ernährungsstil und das Leben in einer wohlhabenderen Familie erhöhen einer australischen Studie zufolge das Risiko für eine chronisch entzündliche Darmerkrankung. Das Leben in einem Haushalt mit Haustieren und Geschwistern sowie der Verzehr von viel Gemüse waren jedoch mit einem geringeren Risiko verbunden. „Weltweit nehmen entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern zu und etwa jeder vierte Fall wird mittlerweile vor dem 21. Lebensjahr diagnostiziert“, erkläre Hauptautorin Dr. Nisha Thacker von der Universität Newcastle in Australien.
Entzündliche Darmerkrankungen machen sich durch Bauchschmerzen, Durchfall und Blut im Stuhl bemerkbar, was darauf hindeutet, dass sich Teile des Darms entzündet haben.
Die umfangreiche Analyse wurde Anfang Mai auf einer Konferenz der American Gastroenterological Association Digestive Disease Week® (DDW) vorgestellt. Sie zeigte im Detail, dass Kinder, die vor ihrem fünften Lebensjahr Antibiotika einnahmen, ein dreifach erhöhtes Risiko für eine chronisch entzündliche Darmerkrankung hatten. Ihr Risiko war 3,5-mal höher, wenn sie bis zu diesem Alter vier oder mehr Antibiotika-Behandlungen erhalten hatten.
Passivrauchen verdoppelte die Erkrankungswahrscheinlichkeit
Überraschenderweise schien ein niedrigerer wirtschaftlicher Status eine schützende Wirkung zu haben: Kinder aus diesen Familien hatten ein um 65% geringeres Risiko, eine chronisch entzündliche Darmerkrankung zu entwickeln.
Auch der Kontakt mit Tieren und der Besitz von nur einer Toilette im Haushalt hatte eine gewisse Schutzwirkung.
Übertriebene Hygiene beeinflusst Mikrobiom des Menschen anscheinend negativ
Übermäßige Hygiene kann die Anzahl der Mikroben in der Umgebung verringern, was die Entwicklung eines robusten Mikrobioms beim Kind behindern könnte, sagte Thacker. Das Mikrobiom ist die Gemeinschaft von Keimen, die im Verdauungstrakt und im Körper leben.
Eine gute allgemeine Hygiene ist zwar empfehlenswert, aber laut Thacker ist es wichtig, dass Kinder draußen spielen und mit Haustieren in Kontakt kommen, um ein starkes Immunsystem aufzubauen. Mit anderen Worten: Es gibt so etwas wie „zu sauber“.
„Viele dieser Faktoren können unsere Darmflora beeinflussen und können bei einem Kind eine besonders starke Wirkung haben“, verdeutlichte sie in einer Pressemitteilung. „Ein westlicher Ernährungsstil mit viel Zucker und stark verarbeiteten Lebensmitteln und wenig Gemüse ist ein Paradebeispiel.“
Familien mit kleinen Kindern sollten viel Gemüse und möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel verzehren, empfahl Thacker. Sie forderte die Familien außerdem auf, über ein Haustier nachzudenken, Passivrauchen sowie übermäßige Hygiene zu vermeiden und Antibiotika mit Bedacht zu gebrauchen.
Laut der Studie können auch das Stillen und später eine gesunde Ernährung für das Kind das Risiko für eine chronisch entzündliche Darmerkrankung verringern, wenn diese in der Familie vorkommt.
Eine chronisch entzündliche Darmerkrankung bei Kindern kann aufgrund der damit verbundenen Entzündung Auswirkungen auf das Wachstum eines Kindes und auf die Pubertätsentwicklung haben.
Die Konferenz fand in Chicago und online statt. Bei medizinischen Tagungen präsentierte Ergebnisse gelten als vorläufig, bis sie in einer von Experten begutachteten Fachzeitschrift veröffentlicht werden.
Quellen: <link https: consumer.healthday.com ibd-2659946673.html _blank external-link-new-window external link in new>HealthDay, <link https: www.eurekalert.org news-releases _blank external-link-new-window external link in new>EurekAlert!/ Digestive Disease Week® (DDW), <link https: eposters.ddw.org ddw _blank external-link-new-window external link in new>DDW 6- 9. May 2023<link https: eposters.ddw.org ddw _blank external-link-new-window external link in new>