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Sachsen-Anhalt: Verhaltensstörungen bei Schulanfängern nehmen deutlich zu

Bei Schulanfängern in Sachsen-Anhalt treten immer öfter Verhaltensauffälligkeiten auf. Erstklässler haben zunehmend Schwierigkeiten, sich im Unterricht zu konzentrieren. Experten sehen einen Grund in inkonsequenter Erziehung der Eltern...

Die Zahl der Schulanfänger mit Verhaltensstörungen hat in Sachsen-Anhalt deutlich zugenommen. Experten sehen die Ursachen für diese Entwicklung unter anderem im veränderten Erziehungsverhalten der Eltern sowie in der Reizüberflutung aus der Umwelt.

"Erstklässler haben zunehmend Schwierigkeiten, sich im Unterricht zu konzentrieren", erklärt Kinder- und Jugendärztin Dorothi Zeißler aus Halle. Außerdem kommt es verstärkt zu aggressiven Verhaltensweisen. "Neben frühkindlichen Entwicklungsstörungen stellen wir auch fest, dass ein Teil der Eltern seine Kinder nicht mehr erziehen kann." Es gibt wenig Regeln und Grenzen für die Sprösslinge und die Kinder hätten es auch nicht gelernt, sich an klaren Anweisungen zu orientieren.

"Die Lehrer sagen uns, dass die Verhaltens- und Sozialstörungen zunehmen, aber uns fehlen empirische Erhebungen", sagt der Geschäftsführer des Landesverbandes Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Frank Wolters. Er befürwortet, dass alle Kinder vorschulische Tageseinrichtungen, wie Kindergärten und Vorschulen, besuchen. Hier lernen die künftigen Schüler richtiges Sozialverhalten. Als Gründe für den Anstieg der Verhaltensstörungen sieht Wolters auch eine Wohlstandsverwahrlosung und den Trend zur Einkind-Familie.

Der Landesgeschäftsführer des Verbandes Bildung und Erziehung, Mario Arlt, plädiert für ein verändertes Schulsystem. "Anstelle des dreigliedrigen Schulsystems und der Leistungsauswahl nach der vierten Klasse sollten die Schüler länger in ihrem ersten Klassenverband zusammenlernen", meint Wolters. Zudem müsse die Erziehungsfähigkeit der Eltern beispielsweise in Einzelberatungen verbessert werden.

In Sachsen-Anhalt werden den Angaben zufolge nach den Sommerferien 18.000 ABC-Schützen (2006: 17.433) in den Schulen starten. Dass es zunehmend Verhaltens- und Sozialstörungen gibt, räumt auch das Kultusministerium ein. Allerdings gibt es dazu im Ministerium keinerlei Erhebungen. Die Grundschulpädagogen müssten sich darauf einstellen und flexibel reagieren, sagt Brigitte Deckstein.