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Samenspende: Kinder sollten frühzeitig ihre Herkunft erfahren

Auf dem 24. jährlichen Treffen der European Society of Human Reproduction and Embryology stellten englische Forscher eine Studie vor, die zu dem Ergebnis kam, dass Kinder möglichst früh erfahren sollten, wenn sie mit Hilfe einer Fremd-Samenspende gezeugt wurden. Denn eine späte Aufklärung könnte dem Eltern-Kind-Verhältnis schaden...

Für Kinder, die mit Hilfe einer Fremd-Samenspende gezeugt wurden, ist es besser, wenn Eltern sie möglichst früh über ihre Herkunft aufklären. Dies ergab eine umfassende Studie, die auf dem 24. jährlichen Treffen der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) in Barcelona vorgestellt wurde. Jugendliche, die erst mit 18 oder später über ihre Entstehung erfahren, tendieren dazu, mit Schock und Wut zu reagieren. „Je älter die Kinder waren, als ihnen über die Samenspende berichtet wurde, desto eher war es für sie ein traumatisches Erlebnis. Das Familienbild, das sie bisher hatten, scheint dadurch ins Wanken zu geraten. Vielleicht ist es auch eine Art Vertrauensverlust den Eltern gegenüber. Auch wenn es unangenehm ist, sollten Eltern deshalb Kinder früh einweihen – ähnlich wie bei der Aufklärung -, damit diese nicht aus anderen evtl. unqualifizierten Quellen davon erfahren“, erläutert Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Kleine Kinder reagierten laut der Studie meist nur als neugierig und interessiert. „Sie haben die Chance, mit dieser Vorstellung aufzuwachsen und sie zu akzeptieren, da sie es nicht anders kennen“, kommentiert Dr. Fegeler die Ergebnisse.

Dr. Vasanti Jadva von der Universität Cambridge hatte mit Kollegen 165 Kinder, deren Mütter eine Samenspende erhalten hatten, online interviewt. Die Befragten waren mittlerweile zwischen 13 und 61 Jahre alt. Hatten sie zwischen vier und elf Jahren erfahren, wie sie gezeugt wurden, waren 27% laut eigenen Angaben betroffen gewesen. Im Alter von 12 bis 18 Jahren war die Nachricht bereits für über die Hälfte der Jugendlichen ein Schock gewesen. Bei denjenigen, die bei Erhalt der Information älter als 18 Jahre alt gewesen waren, hatte dann die Mehrzahl (zwei Drittel) dies als traumatisches Erlebnis empfunden.

Eine weitere Arbeit, die englische Wissenschaftler auf der Konferenz der ESHRE in Barcelona präsentierten, wies nach, dass sich Kinder aus Samenspenden ebenso gut wie Kinder aus einer natürlichen Befruchtung entwickeln. Familien, die jedoch eher über die Art der Befruchtung sprachen, zeigten nach dieser Untersuchung in der Regel ihrem Kind gegenüber auch mehr Einfühlungsvermögen und Wärme.