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Sanftes Abstillen

Das allmähliche Abstillen ist für Mutter und Kind am günstigsten. Zunächst erhält das Kind nur wenige Löffel Beikost zusätzlich zum Stillen. Frühestens ab dem fünften Lebensmonat kann mit der langsamen Umstellung begonnen werden. Wenn das Baby aber früher abgestillt werden muss, bekommt es Flaschenkost...

Kinder- und Jugendärzte in Deutschland empfehlen bis einschließlich 6. Monat vollständig zu stillen, ohne die Zugabe anderer Nahrung. Nach der WHO (Weltgesundheitsorganisation) können Kinder bis zu einem Alter von ca. zwei Jahren auch weiter Muttermilch zur Ergänzung ihrer Beikost bekommen. Entscheidend für das Abstillen sind jedoch in erster Linie die Bedürfnisse des Kindes. Manche Kinder stillen von selbst ab, d.h., sie verweigern ab einem bestimmten Zeitpunkt die Brust.

"Das allmähliche Abstillen ist für Mutter und Kind am günstigsten. Das Zufüttern, welches frühestens ab dem fünften Lebensmonat beginnen sollte, beschränkt sich zunächst auf wenige Löffel und kann innerhalb eines Monats auf mehrere Mahlzeiten ausgedehnt werden. Die Geschwindigkeit bestimmt das Kind in der Regel selbst. In diesem Alter sind die Babys meistens sehr interessiert an Beikost, und das Essen mit dem Löffel macht selten Probleme. Sobald das Baby immer mehr andere Nahrung zu sich nimmt, verringert sich durch seinen gesunkenen Bedarf auch die Milchproduktion", erklärt Dr. Gunhild Kilian-Kornell, Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). "Es kann allerdings auch vorkommen, dass ein Baby plötzlich wieder wesentlich mehr , z. B. , wenn es krank wird oder die Zähne durchbrechen."

In manchen Fällen ist jedoch ein abruptes Abstillen nötig. Zum Beispiel wenn die Mutter erkrankt und/oder Medikamente einnehmen muss. Dies kann für Mutter und Kind schwierig sein. Der abfallende Prolaktinspiegel (Hormon für die Milchbildung) kann den Beginn einer Depression begünstigen. Auch für das Baby kann das schnelle Abstillen traumatisch wirken. Dann ist sehr viel Geduld und Zuwendung erforderlich, um die Beziehung zwischen Mutter und Kind zu festigen.
Manchmal können aber auch familiäre oder andere Umstände zum Abstillen zwingen. Wenn das Stillen zum Stressfaktor wird, z.B. durch Anforderungen im Beruf oder durch Geschwister, dann kann es auch mal sinnvoll sein, bei allen Vorzügen der Brusternährung, vorzeitig abzustillen und eher in Ruhe die Flasche zu füttern, als genervt zu stillen.

Die Brust sollte beim Abstillen genau beobachtet werden, da die Gefahr eines Milchstaus und einer Brustdrüsenentzündung besteht. Rote Streifen oder Flecken auf der Brust und allgemeines Unwohlsein können auf eine Entzündung hindeuten. "Wenn relativ schnell abgestillt werden muss, kombiniert man Beikost und Brustmahlzeit. Zunächst wird bei zwei bis drei Brustmahlzeiten zugefüttert. Am Ende der Woche erhält das Baby zu jeder Brustmahlzeit Beikost, bis diese schließlich ausschließlich zugefüttert wird. Die Mutter sollte dann auch weniger trinken. Pfefferminz- und Salbei-Tee hemmen zusätzlich die Milchproduktion", empfiehlt Dr. Kilian-Kornell.

Wenn Sie unsicher sind, wann und wie Sie mit dem Abstillen beginnen sollen, fragen Sie Ihren Kinder- und Jugendarzt. Stillberatung bieten z. B. La Leche Liga und die Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen an.