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Schnüffeln: Tod aus dem Feuerzeug

Dieses Jahr kostete das Schnüffeln von Gasen schon mehreren jungen Menschen das Leben: Im April diesen Jahres verstarb eine 19-Jährige durch das Einatmen von Treibgasen. Ein 13-jähriger Junge aus Rheda-Wiedenbrück konnte am 4. November, nachdem er Feuerzeuggas aus einer Nachfüllflasche eingeatmet hatte, zwar reanimiert werden, verstarb aber am Abend im Krankenhaus...

Dieses Jahr kostete das Schnüffeln von Gasen schon mehreren jungen Menschen das Leben: Im April diesen Jahres verstarb eine 19-Jährige durch das Einatmen von Treibgasen. Ein 13-jähriger Junge aus Rheda-Wiedenbrück konnte am 4. November, nachdem er Feuerzeuggas aus einer Nachfüllflasche eingeatmet hatte, zwar reanimiert werden, verstarb aber am Abend im Krankenhaus.

"Insbesondere jüngere Jugendliche und Kinder probieren sich im Schnüffeln, da der Rauschzustand mit Glücksgefühlen leicht und billig zu haben ist. Die Gefährlichkeit wird zu sehr unterschätzt oder ist völlig unbekannt. Manche Gase sind aber so giftig, dass sie sehr schnell zum Tod führen können. Butangas, das beispielsweise in Feuerzeugen vorkommt, ist besonders toxisch. Es kann den Herzmuskel und das Atemzentrum lähmen - akute Erstickung und schwere Leber-, Hirn- oder Nervenschäden verursachen," erklärt Dr. med. Uwe Büsching, Sprecher des Ausschusses Jugendmedizin vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Schon 1996 war in Essen ein 15-Jähriger durch das Einatmen von Butangas gestorben. November 2002 verfiel eine 14-Jährige durch Schnüffeln von Treibgas ins Koma und wurde zum Pflegefall. Im gleichen Monat hatte ein 12-Jähriger aus Oberhausen Butangas aus einem Nachfüllbehälter für Feuerzeuge eingeatmet, fiel ins Koma und ist nun schwerstbehindert. 2003 bezahlte ein 14-jähriges Mädchen aus Bayern das "Schnüffeln" am Deospray mit dem Tod.

Das gefährliche "Schnüffeln" ist schon länger bekannt, wird wohl aber nur von einer kleinen Minderheit häufiger praktiziert (ca. 1% der Schüler der 9. und 10. Klasse laut ESPAD-Studie 2004, bei Hauptschülern allerdings 2,2%). "Eltern sollten aufmerksam werden, wenn der Atem, die Kleidung oder das Zimmer ihrer Kinder nach Chemikalien, Farben, Lösungsmitteln riechen oder sich (Spray-)Dosen bzw. ähnliche verdächtige Behälter unbekannter Herkunft im Abfall befinden", rät Dr. Büsching.

Suchtexperten empfehlen wegen der sehr großen Nachahmungsgefahr, ähnlich wie bei jugendlichen Selbstmorden, solche tragischen Fälle nicht zu dramatisieren oder gar als Sensation "auszuschlachten". Um Interesse und Neugier nicht zu wecken, sollte in der Suchtvorbeugung über das Schnüffeln auch nicht spezifisch, sondern in einem weiter gefassten Rahmen der Drogenerziehung gesprochen werden. Das Problem giftiger löslicher Substanzen könne im Rahmen der Umwelterziehung behandelt werden.