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Schreibabys besonders häufig von Schütteltrauma betroffen

Amerikanische Forscher haben einen Zusammenhang zwischen so genannten Schreibabys und der Misshandlung von Kindern durch Schütteln beobachtet. Schreit ein Baby besonders oft und viel, ist sein Risiko demnach besonders groß, ein Schütteltrauma zu erleiden. Deshalb klären amerikanische Behörden nun Eltern darüber auf, warum manche Babys phasenweise („The Period of Purple Crying“- die „Periode des Schreiens mit hochrotem Kopf“) besonders viel weinen...

In Amerika startet in Gesundheitsbehörden und über 90 Kliniken ein Elternschulungs-Programm, das dazu beitragen soll, die Zahl der Misshandlungen durch Schütteln des Babys zu verhindern. Die Einrichtungen wollen „frischgebackene“ Eltern über „The Period of Purple Crying“, die „Periode des Schreiens mit hochrotem Kopf“ bei Kindern unter zwei Jahren aufklären. Denn wenn das Baby besonders oft schreit – mit Höhenpunkt im Alter von zwei Monaten bis zu fünf Monaten - ereignen sich laut neueren Studien die meisten Schütteltraumen. „Wird ein Kleinkind geschüttelt, während es am Oberkörper gehalten wird, schleudert sein Köpfchen nach vorne und hinten. Denn die Nackenmuskulatur ist noch schwach und der Kopf macht bei Babys einen großen Teil des Körpergewichts aus. Dadurch bewegt sich die Gehirnmasse hin und her, wodurch Blutgefäße und Nervenbahnen reißen können und es zu Hirnblutungen und Hirnverletzungen kommen kann. Auch Blutungen an der Augennetzhaut sind möglich, die zu Sehstörungen oder sogar zur Blindheit führen können“, erklärt Professor Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt aus Zwickau.

Vielen Eltern ist nicht bewusst, welche verheerenden Schäden sie bei ihrem kleinen Kind durch Schütteln anrichten können. Die Eltern stehen unter einer hohen Belastung, vor allem wenn das Baby viel schreit. „Bemerken Eltern, dass ihre Kräfte sich erschöpfen bzw. ihr Kind ungewöhnlich oft schreit, sollten sie sich an ihren Kinder- und Jugendarzt wenden. Er kann bei der Suche nach einer Schreiambulanz behilflich sein und Tipps im Umgang mit dem Baby geben“, empfiehlt Professor Nentwich. In dem amerikanischen Projekt raten Experten beispielsweise Eltern, das schreiende Baby auch mal einer anderen Betreuungsperson, wie Familienangehörigen oder einem Babysitter, anzuvertrauen oder kurz aus dem Zimmer zu gehen, bevor sie unkontrolliert handeln.

In Deutschland gibt es etwa 400 Fälle von Schütteltraumen jährlich. Fast 25% der Kinder können nicht mehr gerettet werden, viele leiden unter schwer wiegenden Folgeschäden.

Elterntelefon des Kinderschutzbundes:
0800/111 0550 (bundesweit kostenlos und anonym)
Montag und Mittwoch 9 bis 10 Uhr
Dienstag und Donnerstag 17 bis 19 Uhr