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Schreibabys - was hilft?

Ein Säugling, der schwer zu beruhigen ist und andauernd schreit, könnte ein so genanntes Schreibaby sein. Häufig sind betroffene Eltern am Ende ihrer Kräfte und wissen nicht mehr weiter. Beratungsstellen können erschöpften Eltern helfen, wieder einen entspannten Umgang mit ihren Kindern zu lernen...

Als Schreibaby wird ein Säugling bezeichnet, der mindestens drei Stunden täglich, an mindestens drei Tagen in der Woche, mehr als drei Wochen lang anhaltend und ausdauernd schreit. Diese Definition gilt jedoch nur als grobe Richtlinie. Eltern sollten schon früher Hilfe aufsuchen, wenn ihr Kind übermäßig schreit und sie überfordert sind. Schätzungsweise 8 bis 29% der Säuglinge zeigen ein solches Verhalten. Meist beginnt das Kind um den 7. bis 10. Lebenstag in den Abendstunden vermehrt ohne ersichtlichen Grund zu schreien. Die Muskeln sind angespannt, der Kopf wird rot und das Kind reagiert auf keine der Beruhigungsversuche von den Eltern. In der sechsten Lebenswoche ist der Höhepunkt der Schreiattacken erreicht. Sie reduzieren sich schließlich bis zum vierten Lebensmonat auf täglich eine Stunde.

Verschiedene Ursachen werden diskutiert
In einer Münchner Studie zeigte sich, dass organische Gründe wie Verdauungsstörungen in weniger als 5% der Fälle Ursache für das übermäßige Schreien sind. Stress in der Schwangerschaft ist laut der Untersuchung ein Hauptrisikofaktor für Schreibabys. 60% der Mütter mit Schreibabys litten unter Ängsten und Konflikten in der Schwangerschaft. Bei vielen bestand auch nach der Geburt ein starker psychosozialer Stress. Die Kinder selbst hatten im Vergleich zu "normalen" Kindern häufiger Probleme bei der Schlafwachregulation.

Eltern sollten Hilfe in Anspruch nehmen
Weint ein Kind außergewöhnlich oft, sollte es in jedem Fall gründlich von einem Kinder- und Jugendarzt untersucht werden, um körperliche Ursachen auszuschließen. Er kann den Eltern auch eine nahegelegene Schreiambulanz nennen. Schreibabys sind für die Eltern eine enorme Belastung, deshalb sollten sie sich beraten lassen, bevor ihre Kräfte ganz erschöpft sind. Es gibt keine "Patentlösung", um schreiende Babys zu beruhigen. Eltern können aber beispielsweise mit Hilfe eines Therapeuten lernen, wie die Signale ihres Kindes gedeutet werden können.
Eine klarer regelmäßiger Tagesrhythmus aus Füttern, Spielen, Spazierengehen und Schlafen hat bei vielen Kindern eine beruhigende Wirkung. Durch eine immer gleich ablaufende Routine können Eltern das Einschlafen des Kindes ebenso unterstützen.

TV-Tipp: In der Sendung "Wir in Bayern - Abenteuer Familie" (Bayerisches Fernsehen) haben Eltern am 16.04. ab 16:05 die Möglichkeit, sich zu diesem Thema zu informieren. Als Experte ist Dr. med. Nikolaus von Hofacker - Leiter der Behandlungseinheit Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters im Städtischen Krankenhaus München-Harlaching - im Studio. Sie können auch Fragen zum Thema unter der Telefonnummer 0137/44 45 41 stellen.