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Schreiendes Baby niemals im Affekt schütteln

Kleinkinder reagieren empfindlich auf schütteln. Schon fünf Sekunden können schwere Schäden hinterlassen. Denn die Nackenmuskulatur ist noch schwach und der Kopf macht bei Babys einen großen Teil des Körpergewichts aus. Dadurch bewegt sich die Gehirnmasse beim Schütteln hin und her, wodurch Blutgefäße und Nervenbahnen reißen können und es zu Hirnblutungen und Hirnverletzungen kommen kann...

In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 300 bis 400 Babys ein Schütteltrauma, weil ihre Betreuer kurzzeitig die Beherrschung verlieren – die Dunkelziffer liegt vermutlich höher. „Eltern sollten ihr schreiendes Baby niemals schütteln! Denn dies kann schwere Schäden beim Kind hinterlassen oder sogar zum Tod führen. Wenn ein Kind sich nicht beruhigen lässt und Mutter oder Vater unter Druck geraten, Stress und hilflose Wut überhand nehmen, sollten Eltern als ersten Schritt vielleicht das Zimmer verlassen oder bis zehn zählen und tief durchatmen, bevor sie im Affekt handeln und dies später bitter bereuen. Sollten Eltern sich überfordert fühlen, sollten sie unbedingt bei ihrem Kinder- und Jugendarzt Hilfe suchen. Dieser kann ihnen z.B. eine nahe gelegene Schreiambulanz empfehlen, die den Umgang mit einem schwierigen Säugling erleichtert, oder auch andere Unterstützungsangebote für die Familie nennen“, rät Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Als Risikofaktor oder Auslöser für ein Schütteltrauma haben Experten inzwischen das übermäßige Schreien von Babys ermittelt. Hirnverletzungen aufgrund von Gewalteinwirkung, die nicht auf Unfällen beruhen, stellen die häufigste Säuglingstodesursache im zweiten Lebenshalbjahr dar. „Das Baby hat einen überproportional großen Kopf mit relativ hoch sitzendem, stark wasserhaltigem Gehirn, so dass schon etwa fünf Sekunden heftiges Schütteln des Babys ausreichen, um das Gehirngewebe starken Flieh- und Rotationskräften auszusetzen. Blutgefäße und Nervenbahnen reißen und es kann zu Hirnblutungen und Hirnverletzungen kommen. Auch Blutungen an der Augennetzhaut sind möglich. Über zwei Drittel der betroffenen Kinder leiden unter Seh-, Hör- und Sprachstörungen bzw. bleibenden Behinderungen, bis zu einem Viertel sterben an den Verletzungsfolgen“, warnt Professor Nentwich.

Schütteln führt zu schweren Verletzungen des empfindlichen, wachsenden Gehirns. 10 bis 15% der Opfer sterben daran. Die überlebenden Kinder leiden häufig an Langzeitschäden wie Entwicklungsstörungen oder körperlichen und geistigen Behinderungen.

Flyer informiert Eltern
Um hilflose Kinder in Nordrhein-Westfalen besser zu schützen und Eltern aufzuklären, hat die Techniker Krankenkasse (TK) zusammen mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und der Landesinitiative "Gesundheit für Mutter & Kind" (Nordrhein-Westfalen - NRW) den Informationsflyer "Mein Baby schreit" entwickelt. Er wird in einer Auflage von 40.000 an alle Geburtsstationen und Hebammen in NRW verteilt. Dieser Flyer gibt Eltern Tipps, wie sie in Stresssituationen richtig reagieren und nennt wichtige Ansprechpartner, die Unterstützung bieten.

Quelle: BVKJ, TK-Landesvertretung NRW