Tierstudien haben ergeben, dass eine ballaststoffarme Ernährung während der Schwangerschaft die Gehirnentwicklung und -funktion des Nachwuchses beeinträchtigen kann. Eine aktuelle Untersuchung, die in der Zeitschrift „Frontiers in Nutrition“ veröffentlicht wurde, zeigt den gleichen Effekt beim Menschen. „Die meisten schwangeren Frauen in Japan nehmen weit weniger Ballaststoffe zu sich als empfohlen“, erklärte Studienleiter Professor Dr. Kunio Miyake von der Universität Yamanashi.
„Unsere Ergebnisse bestätigen, dass Unterernährung während der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko einer neurologischen Entwicklungsverzögerung bei Kindern verbunden ist“, so Miyake in einer Pressemitteilung der Fachzeitschrift. In der Studie verglichen die Forscher*innen die Entwicklung von Kindern bis zum Alter von 3 Jahren, deren Mütter die meisten Ballaststoffe zu sich konsumierten, mit der Entwicklung von Kindern ebenso bis zum Alter von drei Jahren, deren Müttern weniger Ballaststoffe zu sich nahmen. Insgesamt konnten die Expert*innen die Daten von 76.000 Mutter-Kind-Paaren auswerten, die an der Japan Environment and Children’s Study (JECS) teilnahmen (JECS ist eine noch laufende landesweite prospektive Geburtskohortenstudie; die Teilnehmer *innen wurden zwischen Januar 2011 und März 2014 in 15 regionalen Zentren in 19 Präfekturen in ganz Japan rekrutiert).
Bei der Gruppe der Mütter, die am wenigsten Ballaststoffe während der Schwangerschaft aß, hatten Kinder ein höheres Risiko für neurologische Entwicklungsverzögerungen. Diese beeinträchtigten die Kommunikationsfähigkeiten, die Problemlösungsfähigkeiten und die sozialen Fähigkeiten. Die Forscher*innen stellten auch eine verzögerte motorische Entwicklung (Bewegung und Koordination) fest.
Unterschiedliche Empfehlungen in den Ländern
In Japan beträgt die empfohlene tägliche Ballaststoffzufuhr für Schwangere 18 Gramm; in den Vereinigten Staaten und Kanada sind es 28 Gramm. In Deutschland rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Schwangeren mindestens 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag zu sich zu nehmen. Fast 30 Gramm Ballaststoffe kann z.B. eine Mahlzeit mit Haferflocken, Chiasamen und Beeren erreichen. 100 Gramm Roggenvollkornbrot enthalten etwa 6 Gramm Ballaststoffe.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Ernährungsberatung für schwangere Mütter von entscheidender Bedeutung ist, um das Risiko zukünftiger Gesundheitsprobleme für ihre Kinder zu verringern“, schlussfolgert Miyake.
Gute Quellen für Ballaststoffe sind Nüsse und Samen, Vollkornprodukte, Obst und Gemüse.
Quellen: Drugs.com, News release Frontiers in Nutrition, Frontiers in Nutrition, DGE