Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Schweinegrippe-Alarm in München – Kinderarztpraxen können Ansturm kaum bewältigen

Immer mehr Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, erkranken in München und ganz Bayern an Schweinegrippe. In vielen Kinder- und Jugendarztpraxen sind die Wartezimmer überfüllt. Allein in München haben sich inzwischen mehr als 1.700 Menschen mit dem neuen Grippevirus H1N1 nachweislich infiziert, die Dunkelziffer ist vermutlich höher ...

In München erkranken immer mehr Menschen an der Schweinegrippe. Wie das Gesundheitsamt der Stadt am Dienstag auf Anfrage mitteilte, haben sich inzwischen mehr als 1.700 Menschen mit dem neuen Grippevirus H1N1 nachweislich infiziert. Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche. Aus 125 Schulen werden inzwischen Infektionen gemeldet. Die Zahl der tatsächlich an der Schweinegrippe erkrankten Menschen könnte noch weitaus höher sein, da nicht bei allen Patienten mit grippeähnlichen Symptomen Abstriche genommen werden, um den Erreger zu bestimmen. Viele Kinderarztpraxen werden regelrecht überrannt. „Wir hatten im Oktober noch nie so einen Ansturm wie jetzt. Bislang haben wir schon 300 zusätzliche Patienten im Vergleich zum Vorjahr“, berichtet Dr. Heinz Reiniger, Kinder- und Jugendarzt aus München und Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Bayern. „Fast alle Patienten, die wir getestet haben, sind an Influenza A/H1N1 erkrankt – der so genannten Schweinegrippe. Bislang sind die Krankheitsverläufe größtenteils milde – wir hatten aber auch schon schwere Fälle, die wir sofort in die Klinik eingeliefert haben.“ Auch aus ganz Bayern wird eine Zunahme der Grippeerkrankungen gemeldet. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sind in der vergangenen Woche landesweit mehr als 900 neue Infektionen gemeldet worden – fast viermal so viel wie im Vergleich zu den registrierten Fällen vor 4 Wochen. In den nächsten Tagen und Wochen rechnen Experten mit einem weiteren deutlichen Anstieg.

Impfung bietet Schutz
Seit Montag ist in Bayern der Impfstoff gegen die Schweinegrippe verfügbar. „Leider hat die Impfbereitschaft der Bevölkerung durch die teilweise unsachlich geführte Diskussion der letzten Wochen nachgelassen. Die potentiellen Gefahren durch die Schweinegrippe sind fahrlässig heruntergespielt worden“, warnt Reiniger. „Jetzt steigen die Infektionszahlen in Bayern stark an. Deshalb appellieren wir an die Bevölkerung, sich jetzt gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen. “Das gilt derzeit insbesondere für die Personengruppen, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit oder ihres Gesundheitszustandes einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt sind, wie medizinisches Personal, Polizisten, Feuerwehrleute, chronisch kranke Patienten und Schwangere. Wer keiner der bei der Impfung bevorzugten Risikogruppen angehört, sollte sich mit seinem Hausarzt in Verbindung setzen und einen Impftermin vereinbaren. „Besonders wichtig ist die Impfung von Kindern und Jugendlichen, da sie meistens die ersten sind, die sich mit den Viren anstecken“, erklärt Reiniger. „Genau dies beobachten wir jetzt in München und ganz Bayern. Von den Kindern ausgehend breitet sich das Virus dann in der gesamten Bevölkerung aus. Das derzeitige Infektionsmuster ist typisch und weist darauf hin, dass wir bei der Schweinegrippe kurz vor Beginn einer zweiten Infektionswelle stehen.“

Influenza-Doppelinfektionen verhindern
Doch auch die Impfung gegen die saisonale Influenza ist unbedingt anzuraten. „Jedes Jahr müssen zehntausende Menschen wegen einer Influenza in Krankenhäusern behandelt werden und 8.000 bis 10.000 Patienten sterben an den Folgen der Infektion“, betont der Mediziner. „Neben älteren Menschen sind auch bei der saisonalen Influenza vor allem Kinder von schweren Krankheitsverläufen betroffen.“ Für beide Impfungen – gegen die Schweinegrippe und saisonale Influenza – spricht auch, dass sich Schweinegrippeviren und saisonale Influenzaviren mischen und dadurch ein weitaus gefährlicheres Pandemievirus entstehen könnte. „Eine gleichzeitige Impfung ist aus medizinischer Sicht zwar unbedenklich. Wir empfehlen aber zwischen beiden Impfungen einen zeitlichen Abstand von etwa 2 Wochen, damit sich mögliche Impfreaktionen, die in der Regel harmlos sind, nicht verstärken“, so Reiniger.