Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Schwere Krankheit eines Elternteils: Ehrlich sein und einfache Erklärungen wählen

Ist ein Elternteil schwer erkrankt, sollten Kinder ihrem Alter entsprechend darüber aufgeklärt werden. Denn sie merken rasch, dass etwas anders ist und haben falsche Schuldgefühle oder unbestimmte Ängste, wenn sie nicht wisseen, was die Ursache ist ....

Ist ein Elternteil schwer erkrankt, so sollten sowohl der Betroffene als auch der Partner offen damit umgehen. „Kinder merken rasch, dass etwas nicht stimmt. Zu wissen, was die Ursache ist, hilft ihnen mehr als eine ahnende Unsicherheit. Eltern sollten die Krankheit mit einfachen Worten erklären – entsprechend dem Alter des Kindes“, empfiehlt Prof. Hans-Jürgen Nentwich, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) mit langjähriger Klinikerfahrung. Für Kinder im Vorschulalter reicht die Information, dass beispielsweise die Mami krank ist und zum Doktor muss. Mögliche körperliche Veränderungen, z.B. durch eine Chemotherapie, sollten ebenso angesprochen werden, sodass das Kind versteht, dass dies Bestandteil der Behandlung ist. Eltern sollten ihrem kleinen Kind versichern, dass es die Krankheit nicht verursacht hat, z.B. weil es etwas falsch gemacht hätte. Kinder, die noch nicht in die Schule gehen, brauchen auch die Gewissheit, dass bestimmte Krankheiten und auch das Sterben nicht ansteckend sind.

Neben den vielen Veränderungen sollte die Familie dennoch eine gewisse Normalität im Alltag aufrecht erhalten und z.B. an der üblichen Gute-Nacht-Geschichte oder der Hausaufgabenhilfe festhalten. Bei Schulkindern können Eltern schon beschreiben, woran jemand erkrankt ist – z.B. dass beim Krebs etwas im Körper wächst, das nicht dorthin gehört. Kinder sollten vorbereitet sein, dass ihre Mutter oder der Vater aufgrund der Krankheit für einige Zeit nicht so verfügbar ist wie sonst. Mit Jugendlichen ab 12 Jahren können Eltern schließlich über die Erkrankung und Therapie im Detail sprechen – auch darüber, dass der Verlauf nicht gewiss ist.

„Kinder und Jugendliche können unterschiedlich auf die Nachricht der Krankheit eines Elternteils reagieren, von Bettnässen über Aggressivität bis hin zur völligen Abschottung. Erziehungsberechtigte sollten nicht zögern und ihren Kinder- und Jugendarzt um Hilfe bitten. Er kann dem Kind bzw. Heranwachsenden zum Beispiel auf Wunsch nähere Informationen zur Krankheit liefern oder bei Bedarf das Kind an einen Psychotherapeuten überweisen, oder auf andere Möglichkeiten der Unterstützung aufmerksam machen“, weiß Prof. Nentwich aus Erfahrung.