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Seelische Not macht immer mehr Kindern zu schaffen

Immer mehr Kinder leiden nach Beobachtungen von Berliner Kinder- und Jugendärzten sowie Psychotherapeuten unter so großer seelischer Not, dass sie krank werden. Häufig sind familiäre, schulische und soziale Überforderung oder Beziehungsstörungen die Ursache. Auch die Freundesclique kann Gruppendruck ausüben...

"Viele Kinder haben monatelang Kopfweh, Bauchweh, Herz- oder Rückenschmerzen, ohne dass eine organische Ursache zu finden ist", erläutert Dr. Karin Stern, Psychotherapeutin im Helios-Klinikum in Berlin-Buch. "Somatoform" wird diese Erkrankung genannt, in der psychischer Druck zu Schmerzen führt - im Extremfall bis zu Lähmungen. Experten schätzen laut Klinik, dass in Deutschland eine Million Kinder und Jugendliche seelisch krank sind, zwei Drittel davon seien Mädchen.

Die Seele macht sich durch Körpersignale bemerkbar
"Allein in der Bucher Kinderklinik hat sich die Zahl der Patienten in den 90er Jahren verdreifacht", ergänzt Dr. Stern. Rund 300 Kinder und Jugendliche, die zum Teil eine jahrelange Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich hatten, wurden hier laut einer Studie zwischen 1993 und 1998 behandelt. Seitdem seien die Behandlungszahlen nochmals angestiegen. "Diese Kinder sind keine Simulanten. Sie sind von ihrem Leben so überfordert, dass ihr Körper Notsignale sendet", erklärt Dr. Stern. "Sie können nicht mehr".

Hintergrund von somatoformen Erkrankungen seien zumeist schulische, familiäre oder soziale Überforderungen und Beziehungsstörungen, erläutert Dr. Stern.

Grund für eine Erkrankung kann laut Dr. Stern auch eine soziale Überforderung durch die Freundesclique sein, die auf Markenklamotten oder Musikgeschmack setze. "Und möglichst noch auf Sexerfahrungen mit 13 Jahren", ergänzt Dr. Stern. Zudem seien viele Eltern heute sehr viel angestrengter als früher. "Entweder, weil sie zu viel Arbeit leisten müssen oder keine Arbeit mehr haben. Familiärer Stress überträgt sich sofort auf die Kinder", erläuterte die Therapeutin. Ohne Ursachenforschung und Behandlung könnten die Leiden bis ins Erwachsenenalter reichen.