Eltern klären ihre Kinder nicht darüber auf, dass sexuelle Übergriffe auch von Menschen aus der Verwandtschaft oder dem Bekanntenkreis erfolgen könnten. Davor warnt Prof. Esther Deblinger von Cares (Child Abuse Research Education and Services) in New Jersey, USA. “Damit halten Eltern wichtige Informationen zurück, die für Kinder entscheidend sein können, um sich von zweifelhaften Annäherungen zu befreien. Gegenüber vertrauten Personen haben Kinder dann vielleicht Hemmungen sich zu wehren“, gibt Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin in Weimar sowie Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Thüringen, zu bedenken.
Obwohl 85% der Missbrauchsfälle auf Bekannte oder Verwandte zurückgehen, sprachen Eltern gegenüber Kindern nur von Fremden, wenn es um die Aufklärung und Verhaltensregeln zur Vermeidung von sexuellen Übergriffen ging, so das Ergebnis einer Umfrage, die Deblinger und ihre Kollegen bei fast 300 Eltern durchgeführt hatten. Eltern machten demnach die gleichen Fehler wie schon ein Vierteljahrhundert zuvor. Die amerikanischen Wissenschaftler hatten die Ergebnisse ihrer Interviews mit anderen Studien von 1984 und 1992 verglichen. „Väter und Mütter sollten das Selbstbewusstsein ihrer Kinder stärken und ihnen vermitteln, dass sie nichts tun sollten, was sie nicht wollen – dazu gehören auch ‚erzwungene Küsschen’ bei Tanten und Onkeln. Auch gegenüber Personen aus dem nahen Umfeld sollten Kinder ihre eigenen Bedürfnisse äußern dürfen“, so Dr. Niehaus.
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