Kinder- & Jugendärzte im Netz

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Sicherung der medizinischen Versorgung für alle Kinder

Eine Zielsetzung des derzeit in Würzburg laufenden Deutschen Kinder- & Jugendärzte-Tages ist es, die Aufmerksamkeit von Ärzten und Eltern gegenüber Fehlbildungen bei Kindern zu schärfen. Auch ging ein Appell an die Politiker, dass die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen verbessert werden müsste. Armut oder Ärztemangel beispielsweise dürften kein Argument für schlechtere medizinische Behandlung sein.

Nach Ansicht der Kinder- & Jugendärzte wird die Gesundheitsvorsorge bei Kindern in Deutschland vernachlässigt. Impfungen müssten entschiedener gefördert werden, forderte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ), Dr. Klaus Gritz, auf der 32. Jahrestagung des Verbands in Würzburg. Auch bei der Suchtprävention bestehe noch Nachholbedarf. Dr. Gritz sprach sich daher für die Einführung von Schulfächern wie Gesundheitslehre oder Familienkunde aus.

Außerdem befürchtete der BVKJ-Präsident einen eklatanten Mangel an Kinder- & Jugendärzten in den kommenden Jahren. Ab 2005 wäre jährlich mit rund 200 fehlenden Pädiatern in der Bundesrepublik zu rechnen, prognostizierte Dr. Gritz. Grund seien fehlende Ausbildungsplätze in den Kliniken. Dieses Manko könne weitgehend behoben werden, wenn finanzielle Mittel für eine Weiterbildung in niedergelassenen Kinderarzt-Praxen zur Verfügung gestellt würden, meinte Dr. Gritz.

Vorsorge und Früherkennung von Fehlbildungen verbessern
Neben den gesundheitspolitischen Themen stehen die Diagnose und Behandlung schwerer Fehlbildungen im Mittelpunkt des diesjährigen Kinder- & Jugendärzte-Tages. Die Zahl der Fehlbildungen hat vor allem in den letzten drei Jahrzehnten stark zugenommen, erläuterte der Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin Krefeld Prof. Dr. Hermann Schulte-Wissermann. Auf 750.000 bis 800.000 Geburten jährlich in Deutschland kommen etwa 15.000 "singuläre" Fehlbildungen und ca. 200 Syndrome, d. h. das gleichzeitige Auftreten mehrerer innerer und äußerer Fehlbildungen. Es handelt sich in erster Linie um Störungen des Skeletts, des Herzens oder der Nieren. Ein Teil dieser Erkrankungen ist lebensgefährlich. Über zwei Drittel der Syndrome sind unbekannter Ursache, 5-10 % sind auf äußere Einflüsse wie z. B. das Rauchen in der Schwangerschaft und der Rest auf genetische Defekte zurückzuführen.

Oft ist in diesen Fällen von "vergessenen Kindern" die Rede - denn es ist schwer, dem Problem Gehör zu verschaffen, weil die Erkrankungen vergleichsweise selten auftreten. Noch hinkt auch die Forschung auf diesem Gebiet in Deutschland im internationalen Vergleich hinterher, waren sich die Ärzte einig. Vielfach werde eine solche Erkrankung selbst in Kliniken noch zu spät erkannt, meinte Prof. Schulte-Wissermann. Ziel der Tagung sei es deshalb, den Blick der Ärzte für die zahlreichen Auffälligkeiten, die bei Syndromen vorkommen, zu schärfen. Eine aufmerksame Beobachtung äußerer Merkmale und ein Vergleich innerhalb der Familie sei hier neben viel Einfühlungsvermögen sehr wichtig.

Privatdozentin Dr. Annette Queißer-Luft von der Universitäts-Kinderklinik Mainz stellte in diesem Zusammenhang das Mainzer Modell vor. Hier werden Fehlbildungen und Syndrome jeder Form erfasst. Sie wies auf die große Bedeutung dieser Einrichtung hin, denn die Registrierung ermögliche eine bessere Ursachenforschung, Früherkennung und Prävention. Zur Zeit läuft in Rheinland-Pfalz eine Folsäure-Initiative zur Verhinderung des Symptoms "Offener Rücken" bei Neugeborenen. Eine Vorsorge mit Folsäure koste eine Frau pro Jahr ca. 30 €, während die Behandlung eines kleinen geschädigten Patienten etwa 0,6 Millionen € verschlingt.