Die Software, die von den mehrfach ausgezeichneten IT-Entwicklern der Dresdner Firma akili:innovation programmiert wurde, entstand in enger Zusammenarbeit des Uniklinikums Dresden mit der Deutschen Stiftung Kranke Neugeborene (DSKN) und ist deutlich umfangreicher als ein bisher am Uniklinikum genutztes „Papier-und-Bleistift“-Tagebuch. Das Programm hält wichtige Daten wie Telefonnummern oder Stationsübersichten des Uniklinikums bereit, sichert Daten über die Entwicklung des Kindes und unterstützt die Eltern mit einer digitalen Tagebuchfunktion. Damit wird die App zur wertvollen Unterstützung für die Eltern in einer schwierigen Lebensphase.
„Eltern, deren Kinder deutlich zu früh oder krank geboren werden und die in den ersten Monaten um das Überleben ihres Babys bangen, fühlen sich während der stationären Versorgung im Krankenhaus und in der Anfangszeit zu Hause im Umgang mit ihrem Kind mitunter noch nicht ausreichend sicher“, erklärt der Psychologe in der Neonatologie des Uniklinikums Dresden, Privatdozent Dr. Jörg Reichert. „Hier kann ein Tagebuch helfen. Die Eltern müssen lernen, ohne ärztliches Feedback oder die Begleitung versierter Pflegekräfte auf ihr Kind einzugehen.“ Eine schwierige Aufgabe, da zum Beispiel Frühgeborene weniger deutlich als andere Babys ausdrücken können, was ihnen fehlt. Durch den Einsatz der Smartphone-Anwendung „Neo-App#Tagebuch“ sollen betroffene Eltern einen einfacheren Überblick über die Entwicklung ihres Kindes bekommen und dadurch im Umgang mit ihrem Nachwuchs schnell an Sicherheit gewinnen. Eine erste Testphase von November bis Dezember 2015 zeigte bereits, dass Eltern diese App annehmen und als Unterstützung erleben. Neben Möglichkeiten zur Telefonnummernsuche und Hinweisen zur Versorgung der Neugeborenen bildet die Tagebuch-Funktion das Herzstück der „Neo-App#Tagebuch“.
„Indem die vielen kleinen Veränderungen und Erfolge bei der Behandlung niedergeschrieben werden, bemerken die Eltern zunehmend die Fortschritte ihres Kindes“, erklärt Prof. Mario Rüdiger, Leiter der Neonatologie des Uniklinikums. „Insbesondere im späteren Verlauf, wenn die Eltern nur noch zu bestimmten Terminen mit ihrem Nachwuchs ihren Kinder- und Jugendarzt oder das Uniklinikum aufsuchen, kann das Tagebuch für die Patienten und den behandelnden Arzt eine wichtige Erinnerungshilfe sein, um kein Detail außer Acht zu lassen.“ Bereits seit 2012 setzt die Dresdner Neonatologie auf Tagebücher, die die Eltern mit einer vorgegebenen Struktur unterstützen. Das bisher in Ringbuchform geführte Tagebuch wurde nun in die Smartphone-App übertragen, um auch anderen Kliniken eine schnelle und unkomplizierte Nutzung zu ermöglichen.
Zum 1. Januar 2016 wurde die Software in den App-Stores zum Download zur Verfügung gestellt. Der Preis des Programms liegt dabei deutlich unter dem der analogen Papier-Variante und wird sich an den gängigen Preisen der Stores orientieren. In den ersten Monaten wollen die Entwickler das Programm jedoch zunächst kostenlos anbieten und diese durch das Feedback der Nutzer weiter verbessern. Zudem sollen zukünftig weitere Finanzierungsmöglichkeiten wie etwa ein Sponsoring-Programm geprüft werden, damit die Eltern den App-Service dauerhaft kostenlos nutzen können.
Die App selbst bietet nach der Veröffentlichung Raum für Erweiterungen: „Hinweise von Eltern für Eltern, Terminerinnerungen oder ein Glossar zur Erklärung medizinischer Fremdwörter sind für uns mögliche Ansatzpunkte, unser Angebot weiter auszubauen“, erklärt Prof. Mario Rüdiger. Anders als bei herkömmlicher Smartphone-Software benötigt die „Neo-App Tagebuch“ keine umfangreichen Berechtigungen und greift vor allem nicht ungefragt auf persönliche Daten der Nutzer zurück. Alle zur Verfügung gestellten Daten bleiben auf dem betreffenden Endgerät. Und auch die Entscheidung, ob Ärzte die Einträge im Tagebuch nutzen dürfen, obliegt den Eltern. Sie allein entscheiden, wie viele Informationen sie mit den Medizinern teilen möchten.
(Holger Ostermeyer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden)
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