In Deutschland sind mehr als 15 Millionen Menschen von Schwerhörigkeit betroffen. Doch nicht nur ältere Menschen hören schwer, auch jeder vierte Jugendliche hat bereits Hörschäden. Besonders ungünstig wirkt sich Schwerhörigkeit bei Kindern aus. Sie behindert die Gefühlsentwicklung und das Sprachvermögen der Kinder. "Die psychische Entwicklung wird stark geprägt von verbalen Zärtlichkeiten oder Schlafliedern", erläutert Professor Annerose Keilmann von der Klinik für Kommunikationsstörungen der Universität Mainz. Hier spiele die Fähigkeit der Kinder, sich ausdrücken zu können, eine wichtige Rolle, die wiederum abhängig ist vom Hörvermögen. Auch die geistige Entwicklung, die von sprachlichen Fähigkeiten mitbestimmt wird, werde behindert.
Bundesweites Neugeborenen-Hörscreening gefordert
Wegen der schwerwiegenden Auswirkungen von Hörschäden bei Kindern fordern Experten ein bundesweites Hörscreening bei Neugeborenen. Sie gehen davon aus, dass 1 bis 2 von 1.000 Neugeborenen schwerhörig sind. Die Hälfte dieser Babys hat sogar extreme Hörschäden. Bei den meisten Kindern werden Hörprobleme jedoch erst im dritten Lebensjahr festgestellt. Einige Kinder fallen sogar erst nach der Einschulung mit ihrer Hörschwäche auf. Dabei gibt es bereits recht genaue Diagnosemethoden für Kinder. Über einen Kopfhörer wird der junge Patient mit akkustischen Reizen beschallt. Gleichzeitig werden die Gehirnströme (EEG) gemessen, die auf eventuelle Hörschäden hinweisen. Die Untersuchung ist schmerzfrei und kann sogar bei einem schlafenden Säugling durchgeführt werden.
Kinder und Jugendliche profitieren von neuem Hörsystem
Insbesondere Kindern und Jugendlichen, die von starker Schwerhörigkeit betroffen sind, soll jetzt ein neues Hörsystem helfen. Den Entwicklern ging es darum, das noch vorhandene Hörvermögen möglichst effektiv zu nutzen. Um dies zu erreichen, muss der Schall deutlich verstärkt werden, ohne allerdings extrem laute Signale auf das Gehör treffen zu lassen. Bei dem neuen Hörgerät gelingt das durch eine spezielle Power-Dynamik-Kontrolle, die zu große Lautstärken automatisch mindert. Zudem werden unliebsame Störgeräusche unterdrückt. Die bei Rückkopplungen häufig auftretenden Pfeifftöne werden durch spezielle Kontrollsysteme und einen neuartigen Gräteaufbau vermieden. Bei den Bedienungselementen wurde besonders auf die Situation schwerhöriger Kinder geachtet. Um beispielsweise ein unbeabsichtigtes Verstellen am Gerät zu verhindern, können alle mit der Hand einstellbaren Schalter und Regler deaktiviert werden.
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