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Sprachunterschiede zwischen Jungen und Mädchen machen sich schon früh bemerkbar

Der Spracherwerb verläuft bei kleinen Kindern individuell sehr unterschiedlich. Das Geschlecht ist dabei ein Faktor, der dazu beiträgt. Auch schon vor dem Spracherwerb, wenn Kinder sich durch Gesten mitteilen, zeigen sich geschlechtsspezifische Differenzen...

Mädchen sprechen in vielen Fällen nicht nur eher als Jungen ihre ersten Worte, sie erwerben auch einen größeren Wortschatz und gebrauchen eine größere Vielfalt von Satzarten als das andere Geschlecht im gleichen Alter. Die Fähigkeit, sich mit Gesten mitzuteilen, bevor Wörter zur Verfügung stehen, geht dem voraus. Darauf verweist eine aktuelle amerikanische Studie. So deuten Mädchen früher als Jungen auf Gegenstände. Amerikanische Forscher behaupten sogar, dass diese Gesten einen hohen Voraussagewert haben, welche Wörter das Kind in den nächsten Monaten lernt. Wort-Gesten-Kombinationen („essen“, wobei das Kind auf einen Keks deutet), die vor Mehrwortsätzen der Verständigung dienen, beherrschen Mädchen durchschnittlich drei Monate früher als Jungen. Bei Mehrwortsätzen sind sie dann folglich den Jungen ebenso in der Entwicklung voraus.

Im Unterschied zu Mädchen zeigen Jungen raschere Fortschritte in Bezug auf grobmotorische Fähigkeiten, die Kraft erfordern. Feinmotorische Tätigkeiten fallen wiederum Mädchen leichter. Sowohl Umwelt, Erziehung und Kultur als auch Anlagen bzw. die Gene scheinen einen Einfluss auf die Geschlechtsunterschiede zu haben. Welche Faktoren überwiegen, dazu gibt es unterschiedliche Theorien. Die Gehirne von Jungen und Mädchen reagieren bereits im Alter von drei Monaten anders auf menschliche Sprache. Hormone beeinflussen das Kind schon früh und formen möglicherweise die Gehirnentwicklung. Jungen hinken bis zum Alter von drei Jahren in der Entwicklung des Gedächtnisses, der Sprache, des Sehens, des Hörens, Riech- und Tastsinn den Mädchen hinterher. Ab drei Jahren übertrumpfen sie meist aber die Mädchen in Bezug auf räumliche Orientierung und Vorstellung, wie z.B. Hand-Augen-Koordination. Insgesamt besitzen Mädchen und Frauen oft ausgeprägtere sprachliche Fähigkeiten und es fällt ihnen im Vergleich zu ihren männlichen Altersgenossen leichter, Emotionen im Gesicht eines anderen Menschen zu erkennen. Mathematische Fähigkeiten werden dagegen eher Männern zugeschrieben. Die individuellen Unterschiede können jedoch wesentlich größer sein als diese geschlechtsspezifischen „Tendenzen“. Eltern sollten deshalb alle Fähigkeiten fördern, auch wenn sie in ihren Augen nicht typisch für ein Mädchen oder einen Jungen sind.

Quelle: Dev Sci (PMC 2011)