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Starker Anstieg von Scharlach-Erkrankungen bei Heranwachsenden

Seit September 2022 gab es in ganz Europa einen deutlichen Anstieg von Scharlach-Fällen, der auch in den USA beobachtet wurde. In Deutschland erkrankten dieses Jahr bis Mitte März bereits doppelt so viele Menschen daran wie im gesamten letzten Jahr - darunter besonders viele Kinder von 1 Jahr bis 12 Jahren.

Scharlach wird durch bestimmte Bakterien (sog. ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A) verursacht. Durch direkten bzw. indirekten Kontakt, Erreger-haltige Tröpfchen können sie von Mensch zu Mensch gelangen. „Hat sich ein Kind angesteckt, bekommt es plötzlich Schüttelfrost, Fieber sowie eine Mandelentzündung mit tiefrotem Rachen, der schmerzt und zu starken Schluckbeschwerden führt. Ein typisches Kennzeichen der Krankheit ist eine zunächst weiße Zunge (Erdbeerzunge), die dann später die Beläge abstößt und mit den geschwollenen und erhobenen Papillen wie eine Himbeere aussieht (Himbeerzunge). Stunden bis Tage nach Krankheitsbeginn zeigt sich ein feinfleckiger Ausschlag am Rumpf und Hals, insbesondere am Unterbauch und in der Leistenregion, der zum Zusammenfließen neigt und sich dann auf Beine und Arme ausbreitet. Wenn die Krankheit abklingt, schuppt die Haut an den Finger- und Zehenspitzen sowie an den Hand- und Fußflächen“, beschreibt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) die Symptome. „Allerdings können Streptokokkeninfekte auch ohne Ausschlag verlaufen mit gleicher Allgemeinsymptomatik, wir sprechen dann nicht vom Scharlach, sondern lediglich einer Streptokokken-Infektion“. Gegen Streptokokken entwickelt der Körper keine bleibende Immunität, sodass Streptokokken-Infekte das ganze Leben über auftreten können. Allerdings sind die Verläufe im Alter meist milder, im Vordergrund stehen die Schluckbeschwerden.

2022 gab es in Deutschland insgesamt 913 gemeldete Scharlach-Fälle, während von Januar bis Mitte März 2023 bereits 2152 Erkrankungen an das Robert Koch-Institut gemeldet wurden. Etwa 92% (1985) der Patienten und Patientinnen waren Minderjährige.

Ohne Antibiotikabehandlung schwere Verläufe möglich

„Bei jeder Form von Ausschlag, insbesondere in Verbindung mit Fieber, hochrotem weichem Gaumen, Rachen oder geschwollenen Mandeln, sollten Eltern den Kinder- und Jugendarzt aufsuchen. Unbehandelt kann Scharlach zu schweren Erkrankungen von Herz, Nieren, Gelenken oder Gehirn führen. Dies kann mit der Gabe von Antibiotika verhindert werden, wobei nach wie vor Penicillin das Mittel der Wahl ist“, betont Dr. Fegeler. Ohne Antibiotikabehandlung können Kinder bis zu 3 Wochen ansteckend bleiben. 24 Stunden nach Beginn der Antibiotikatherapie kann das Kind die Bakterien nicht mehr weiterverbreiten.

Da einem erkrankten Kind das Schlucken schwerfällt, sollten Eltern ihm weiche oder flüssige Nahrung wie Suppen anbieten. Kühle Getränke oder Eis wirken ebenso lindernd. Juckt der Ausschlag, sollten Eltern die Nägel ihrer Kinder möglichst kurz schneiden, damit sie sich nicht aufkratzen. Betroffene Kinder dürfen erst 24 Stunden nach Beginn einer wirksamen Antibiotikatherapie und ebenso langer Beschwerdefreiheit in eine Gemeinschaftseinrichtung. Ohne Antibiotikaeinnahme ist eine Wiederzulassung frühestens 24 Stunden nach dem Abklingen der Scharlach-Symptome erlaubt.

Quellen: <link https: www.ecdc.europa.eu sites default files documents communicable-disease-threats-report-10-mar-2023.pdf external-link-new-window external link in new>ECDC, RKI (<link https: www.rki.de de content infekt epidbull merkblaetter wiederzulassung _blank external-link-new-window external link in new>1, <link https: www.rki.de de content infekt epidbull merkblaetter ratgeber_streptococcus_pyogenes.html _blank external-link-new-window external link in new>2), <link https: asm.org articles january scarlet-fever-a-deadly-history-and-how-it-prevails _blank external-link-new-window external link in new>American Society for Microbiology, <link https: www.who.int emergencies disease-outbreak-news item _blank external-link-new-window external link in new>WHO
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Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des BVKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.