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Stopp von „Gesunden Süßigkeiten“

Auch Süßigkeiten „mit viel gesunder Milch“ machen dick: Deshalb haben der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und der Verbraucherzentrale Bundesverband an die Bundesregierung appelliert, die Bewerbung fett- und zuckerreicher Lebensmittel mit Vitaminen und Mineralstoffen zu stoppen...

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und der Verbraucherzentrale Bundesverband haben an die Bundesregierung appelliert, die Bewerbung fett- und zuckerreicher Lebensmittel mit Vitaminen und Mineralstoffen zu stoppen. Der EU-Ministerrat wird Anfang Juni über einen entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission entscheiden. Das Europäische Parlament wird den Verordnungsentwurf am Mittwoch behandeln. „Lebensmittel mit viel Zucker und viel Fett mögen toll schmecken – sie sollten aber nicht noch als besonders gesund angepriesen werden“, sagte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes Prof. Dr. Edda Müller.

Der BVKJ und der Verbraucherzentrale Bundesverband riefen die Bundesregierung auf, im Kampf gegen Fehlernährung bei Kindern und Jugendlichen ihre Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel zu setzen. Das Abstimmungsverhalten im Ministerrat werde zeigen, wie ernst es der Bundesregierung mit ihrem Engagement ist, so die beiden Verbände.

Vor allem in der Werbung für so genannte Kinderlebensmittel spielen Vitamine und Mineralstoffe eine zentrale Rolle: Keine andere Gruppe von Lebensmitteln wird so intensiv beworben wie Süßigkeiten und Kinderlebensmittel, kein anderer Markt ist so lukrativ. Den meisten Konsumenten ist zwar bewusst, dass gerade diese zucker- und fettreichen Lebensmittel nur in Maßen verzehrt werden sollten. Doch genau hier setzt die Werbung an. Slogans wie „mit viel gesunder Milch“ oder „jetzt mit Calcium und Vitamin C“ vermitteln die Botschaft: je mehr, desto besser.

„Negative Ernährungsbilanz bleibt unverändert“
Ernährungsphysiologisch und medizinisch gilt das Hervorheben einzelner „gesunder“ Nährwerte bei kalorienreichen Kinderlebensmitteln als problematisch. „Die Zusätze ändern an der negativen Ernährungsbilanz des Produktes überhaupt nichts, suggerieren jedoch einen Gewinn für die Gesundheit“, sagte Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Der Mediziner warnt vor den Folgen der zunehmenden Fehlernährung: „Etwa zehn bis 15% der Schulkinder sind bereits bei ihrer Einschulung übergewichtig, bei den Erwachsenen ist der Anteil sogar wesentlich höher.“ Typische Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen oder Diabetes belasteten nicht nur den Einzelnen, sondern führten auch zu deutlichen Mehrkosten im Gesundheitssystem.

Das Vorhaben der EU-Kommission ist auch im Einklang mit Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). So fordert die WHO in einer im Mai 2004 verabschiedeten Globalen Strategie zu Ernährung, Bewegung und Gesundheit auch bessere Werberegeln. In der WHO-Strategie heißt es: „Werbung für Lebensmittel und Getränke sollte nicht die Unerfahrenheit oder Leichtgläubigkeit von Kindern ausnutzen. Werbebotschaften sollten ungesunde Ernährungsweisen nicht befördern.“

Für den Verbraucherzentrale Bundesverband und den Kinder- und Jugendärzteverband ist eine ehrlichere Lebensmittelwerbung nur ein Element in einer Gesamtstrategie gegen die zunehmende Fehlernährung bei Kindern und Jugendlichen: „Wir wissen, dass auch zu wenig Bewegung zu Fehlernährung beiträgt,“ so die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes Edda Müller. Der Konsum fetter und überzuckerter Lebensmittel sei bei vielen Kindern und Jugendlichen dennoch zu hoch. „Und wir wissen auch, dass Slogans wie „mit viel gesunder Milch“ oder „mit der Energie des vollen Korns“ genau den beabsichtigten Effekt haben.“

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