Das Corona-Infektionsrisiko von Kindern scheint mit dem Alter zu steigen: Bei jugendlichen und älteren Teenagern nähert sich das Infektionsrisiko dem von Erwachsenen an, so britische Forscher unter der Leitung von Professor Russell Viner vom Institute of Child Health am University College London.
Insgesamt hätten Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren im Vergleich zu Erwachsenen ab 20 Jahren eine um 44% geringere Wahrscheinlichkeit, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken, berichteten die Forscher am 25. September in JAMA Pediatrics. Besonders gering war das Infektionsrisiko bei Kindern unter 10 Jahren, betonte Viners Gruppe.
Insgesamt waren fast 42.000 Kinder und Jugendliche sowie fast 269.000 Erwachsene an den ausgewerteten Studien beteiligt.
Gleicher Haushalt – altersabhängige Infektionsrisiken
Die Ergebnisse waren besonders bemerkenswert, als Viners Gruppe Studien untersuchte, die in Haushalten durchgeführt wurden. Dort könnte angenommen werden, dass jeder – sowohl Kinder als auch Erwachsene – ein ähnlich hohes Infektionsrisiko durch einen Virusträger im Haushalt habe, so die Forscher. Aber: In diesen Haushaltsstudien hatten Kinder unter 12 Jahren im Vergleich zu Erwachsenen eine um 59% geringere Wahrscheinlichkeit, sich mit dem neuen Coronavirus zu infizieren, wenn jemand zu Hause infiziert war.
Die Experten fanden auch wenig Hinweise darauf, dass Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen das Virus stark verbreiten. Drei Studien, die die Rückverfolgung von Kontakten in Schulen betrafen - in Australien, Irland und Singapur -, fanden kaum Belege, dass Kinder SARS-CoV-2 auf Erwachsene übertragen würden.
"Daten aus einer großen australischen Studie zur Rückverfolgung von Schulkontakten legen nahe, dass Kinder und Jugendliche auf Bevölkerungsebene möglicherweise nur eine begrenzte Rolle bei der Übertragung des Virus spielen", berichteten die Wissenschaftler. "Andere sehr kleine Studien in Irland und Singapur haben eine geringe Anzahl von Infektionen festgestellt, die auf infizierte Kinder zurückzuführen sind, die die Schule besuchen."
Es gebe jedoch noch nicht genügend belastbare Daten, was die Übertragung von Kindern auf Erwachsene betrifft, um eindeutige Schlussfolgerungen ziehen zu können, betonte Viners Team. "Wir befinden uns noch in einem frühen Stadium des Wissens in Bezug auf die COVID-19-Pandemie und die Daten entwickeln sich weiter", gaben die die Autoren der Studie zu bedenken.
Drs. Saul Faust und Alasdair Munro vom britischen National Institute of Health Research der Southampton Clinical Research Facility haben gemeinsam einen Leitartikel zu den neuen Erkenntnissen verfasst.
Faust und Munro waren sich einig, dass die neuen Daten "darauf hindeuten, dass insbesondere jüngere Kinder [im Alter von weniger als 12 bis 14 Jahren] ein mehr als um die Hälfte reduziertes Infektionsrisiko für SARS-CoV-2 haben als Erwachsene, bei ähnlich viel oder gleichen Kontakten.
Kinder scheinen auch eine untergeordnete Rolle bei der Übertragung des Virus in Schulen zu spielen. Daten aus England belegen, dass bei 30 Ausbrüchen (bestehend aus 2 oder mehr Fällen) 22 Ausbrüche auf eine Übertragung von Lehrpersonal zu Lehrpersonal oder von Lehrpersonal zu Schüler zurückzuführen waren, und nicht von Schülern ausgingen. Auf der anderen Seite haben Studien im Sekundarbereich in Frankreich und Israel zu „Pandemie-Hochzeiten“ ebenso Ausbruchspotenzial gezeigt.
Faust und Munro wiesen auch auf Daten zu Blutantikörpertests hin, die zeigen, dass Kinder ungefähr die gleiche Infektionsprävalenz haben wie ältere Menschen, obwohl Kinder wahrscheinlich täglich viel häufiger SARS-CoV-2 ausgesetzt waren als ihre Großeltern während der Pandemie.
Ausbreitungsrichtung immer noch schwer zu klären
Wie diese Daten zu interpretieren seien, ist noch nicht klar, da eine grundlegende Frage noch nicht beantwortet worden sei, so Faust und Munro. Bisher war die Ausbreitungsrichtung schwer zu klären, da es unmöglich war, den relativen Anteil der Ausbreitung von Lehrern (Erwachsenen) zu Kindern im Vergleich zur Ausbreitung von Kindern zu Kindern zu bestimmen. Studien, die die Ansteckungsraten von Kindern im Vergleich zu Erwachsenen untersuchten, kamen teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen. Eine Studie aus Südkorea zeigte deutlich niedrigere Raten von Kleinkindern als Indexfälle, während Daten aus Italien leicht höhere Raten zeigen, was nach Ansicht der Autoren möglicherweise auf die Schwierigkeit zurückzuführen sei, infizierte Kinder von Betreuern zu isolieren. Es könne sein, dass Erwachsene und Kinder evtl. gleichzeitig infiziert worden seien und es möglicherweise zu einer Fehlklassifizierung von Indexfällen gekommen sei, da die Bestimmung eines Erkrankten häufig davon abhänge, wer zuerst Krankheitszeichen zeige, so eine Überlegung der Experten.
Sie machen jedoch darauf aufmerksam, dass es sein kann, dass Erwachsene und Kinder tatsächlich gleichzeitig infiziert wurden und es wahrscheinlich zu einer Fehlklassifizierung von Indexfällen gekommen sei. Wer als Indexfall gilt, häufig hängt meist davon ab, wer zuerst symptomatisch wird. Dies ist bei einer Krankheit, bei der die tatsächlichen Anteile der asymptomatischen Infektion je nach Alter nicht bekannt sind, weiterhin schwer zu untersuchen.
Quelle: <link https: medicalxpress.com news _blank external-link-new-window external link in new>medicalXpress, JAMA Pediatrics (<link https: jamanetwork.com journals jamapediatrics fullarticle _blank external-link-new-window external link in new>1, 2<link https: jamanetwork.com journals jamapediatrics fullarticle _blank external-link-new-window external link in new>)