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Studie: Steißgeburten sind offenbar erblich

Wenn Mutter oder Vater in Steißlage zur Welt gekommen sind, verdoppelt sich für die Nachkommen die Wahrscheinlichkeit, ebenfalls ein Kind in Beckenlage zu bekommen. Zu diesem Schluss kamen norwegische Wissenschaftler...

Wenn ein Elternteil in Steißlage geboren wurde, so haben die Nachkommen im Vergleich zu anderen ein doppelt so hohes Risiko, ein Kind in Beckenlage zu bekommen. Zu diesem Schluss kamen norwegische Wissenschaftler um Professor Rolv Skjaerven und Tone Irene Nordtveit von der Universität Bergen, die ihre Studie im British Medical Journal veröffentlicht haben. „In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass sich Geburten in Steißlage nicht selten bei denselben Müttern auch in späteren Schwangerschaften wiederholen", sagt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte e. V. (BVF). „Dass dieses Phänomen offenbar auch generationsübergreifend auftritt, ist ein überraschend neues Ergebnis."

In der bevölkerungsbasierten Studie analysierten die Forscher die Daten sämtlicher Geburten zwischen 1967 und 2004. Dabei betrachteten sie die Datenlage zu Frauen und Männern und deren erstgeborenen Kindern - insgesamt über 385.000 Personen.
Dabei fanden die norwegischen Wissenschaftler heraus, dass Kinder 2,2-fach häufiger eine Steißgeburt haben, wenn es bei der Geburt eines Elternteils ebenso der Fall war. Allerdings nur dann, wenn Mütter und Väter nicht zu früh zur Welt kamen. Bei Frühgeburten wurde kein genetisches Risiko für Steißgeburten beim Nachwuchs gefunden. „Das sich eine Verdopplung des Risikos auch bei denjenigen Nachkommen zeigte, die denselben Vater aber eine andere Mutter hatten, bestärkt das Studienergebnis", kommentiert der Präsident des BVF.

Eine Geburt erfolgt normalerweise in der so genannten Schädellage, bei welcher der Kopf des Kindes nach unten ragt. „Schädellagen gibt es deshalb, weil Menschen aufrecht gehen und sich der Kopf als schwerster Teil des Kindes nach unten senkt. Dies ist wichtig, weil beim Menschen der Schädel gegenüber anderen Säugern überproportional groß ist, und daher als erstes kommen muss", erläutert Dr. Albring.
Die Beckenendlage oder Steißlage, bei der das Kind nicht mit dem Kopf sondern mit dem Hinterteil zum Geburtskanal zeigt, stellt allgemein ein Schwangerschafts- und Geburtsrisiko dar. Dabei liegt das Kind mit dem Kopf direkt unterhalb des Rippenbogens der Mutter. Die Beine des Kindes sind entweder am Bauch in die Höhe geschlagen, oder sie sind in gehockter Haltung. „Nur bis etwa zur 36. Schwangerschaftswoche haben die Kinder noch ausreichend Platz, um sich in Kopflage zu drehen, später nicht mehr. Bewegt sich das Kind nicht selbst in eine Schädellage und bleibt ein Wendungsversuch von außen auch ohne Erfolg, muss das Kind mit dem Po zuerst geboren werden", erklärt der niedergelassene Gynäkologe. „Das Baby muss sich mit dem Steiß im Geburtskanal genauso einfügen und bewegen, als würde es mit dem Kopf zuerst kommen. Sobald der Po draußen ist, rutscht der Kopf in den Beckenring. Da es jetzt sehr eng ist, drückt das Köpfchen die Nabelschnur ab, und das Kind muss nun schnell vollständig geboren werden", erläutert Dr. Albring. „Abhängig von der Gesamtsituation entscheidet man sich bei der Geburt daher oft für einen Kaiserschnitt."

Etwa ein Viertel aller Babys befindet sich bis zur Mitte der Schwangerschaften in Beckenendlage. Der Großteil dreht sich jedoch noch in die günstige Schädellage, bei welcher der Kopf zuerst in den Geburtskanal eindringt. Nur etwa drei bis vier Prozent der Geburten erfolgen bei Steißlage des Kindes, für die ein hohes Alter der Mutter, eine Erstschwangerschaft und ein niedriges Geburtsgewicht Risikofaktoren sind.