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Tabakwerbung: Zahlen demonstrieren erstmals Beeinflussbarkeit von Jugendlichen

Amerikanische Forscher beobachteten Schüler über zwei Jahre lang und dokumentierten deren Kontakt mit Tabakwerbung. Dabei zeigte sich ein Dosis-Wirk-Prinzip: je höher die Dosis, desto größer die Wirkung. Diejenigen Jugendlichen, die täglich im Vorbeigehen am meisten Zigarettenwerbung sahen, hatten im Vergleich zu ihren Altersgenossen mit wenig Werbekontakten ein größeres Risiko, mit dem Rauchen zu beginnen ....

Forscher der Universität Stanford konnten erstmals mit Zahlen belegen, dass Werbung, die Teenager beiläufig sehen, diese stark beeinflusst. Laut Studienleiterin Dr. Lisa Henriksen haben Schüler, die regelmäßig den „Laden an der Ecke“ mit Tabakwerbung besuchen, ein doppelt so hohes Risiko wie ihre „werbefreien“ Altersgenossen, mit dem Rauchen anzufangen. "Zwar sind in Deutschland Jugendliche aus der Tabakwerbung verbannt, sodass die Plakate angeblich nur Raucher dazu animieren sollen, eine andere Marke zu wählen, doch zeigen die Zahlen der Studie deutlich, welchen großen Einfluss Werbeplakate auf vorübergehende Jugendliche haben. Dieses Alter ist besonders empfänglich für Bilder, die Zigaretten als Symbol von Unabhängigkeit, Gruppenzugehörigkeit, Abenteuer und Naturerleben zeigen – erwachsene Werbefiguren dienen dann als Vorbilder“, kritisiert Dr. Wolf-Rüdiger Horn, Kinder- und Jugendarzt sowie Suchtbeauftragter des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), die Lücken bei der Werbebeschränkung. Denn in Deutschland verbietet Paragraf 22 des Tabakgesetzes nur Darstellungen, "die ihrer Art nach besonders dazu geeignet sind, Jugendliche und Heranwachsende zum Rauchen zu veranlassen". Die Tabakindustrie hat sich selbst verpflichtet, nicht mit Models zu arbeiten, die jünger als 30 Jahre sind oder wirken, verstößt aber immer wieder gegen diese Regel – wie kürzlich die Fa. Benson & Hedges mit „Slide“. Deutschland und Griechenland sind die einzigen Länder in Europa; in denen Tabakwerbung auf den Straßen, so genannte Außenwerbung, noch erlaubt ist. In Ländern, in denen ein totales Werbeverbot für Tabakprodukte gilt, wie Norwegen, Frankreich, Finnland und Neuseeland, nahm der Pro-Kopf-Verbrauch von Tabakprodukten deutlich mehr ab als in den übrigen Ländern.

Dr. Henriksen und ihre Kollegen beobachteten 1.692 Schüler, die zu Beginn der Studie noch nie geraucht hatten und zwischen 11 und 14 Jahre alt waren. Um beurteilen zu können, wie viel Tabakwerbung die Schüler in einem bestimmten Zeitraum mitbekommen, erfassten die Forscher die Häufigkeit, mit der die Heranwachsenden verschiedene Ladentypen besuchten, die besonders mit Tabakwerbung ausgestattet sind. Ausführlichere Informationen erhielten die Wissenschaftler, indem sie die Einkaufsgelegenheiten in der Nähe der Schule im Hinblick auf die Menge der Tabakwerbung unter die Lupe nahmen. Nach einem und zweieinhalb Jahren befragten Dr. Henriksen und ihre Mitarbeiter die Schüler, ob sie in der Zwischenzeit das Rauchen ausprobiert oder mit dem Rauchen begonnen hatten. Das Ergebnis: Unter denjenigen, die mindestens zweimal pro Woche Geschäfte mit Tabakwerbung regelmäßig besuchten, hatte fast ein Drittel (29%) im Verlauf von einem Jahr ein- oder mehrmals zur Zigarette gegriffen. Bei den Jugendlichen, die selten in eine Umgebung mit Werbung kamen, waren es dagegen nur 9% der Jugendlichen. Ähnliche Zahlen ergaben sich nach zweieinhalb Jahren.

Im Durchschnitt sahen Schüler 325 Plakate oder Ähnliches mit Zigarettenwerbung pro Woche. Jugendliche, die selten in die untersuchten Läden gingen, waren wöchentlich etwa 114-mal mit Tabakwerbung konfrontiert, und diejenigen, die zu den regelmäßigen Besuchern gehörten etwa 633-mal, d.h. 5- bis 6-mal so oft. „Es gibt anscheinend ein Dosis-Wirk-Prinzip auch bei der Tabakwerbung: je höher die Dosis, desto größer die Wirkung. Dies gilt zumindest für Jugendliche. Und je früher jemand mit dem Rauchen beginnt, desto wahrscheinlicher ist es, dass er auch bei dieser gesundheitsschädlichen Gewohnheit bleibt“, warnt Dr. Horn. Die Autoren der Studie begründen die Wirkung der Tabakwerbung unter anderem auch damit, dass durch sie Rauchen zu etwas „Alltäglichem“ wird, das ganz normal und „gesellschaftsfähig“ ist.

Quelle: Pediatrics