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Teenagermütter reagieren anders auf ihre Kinder als erwachsene Mütter

Minderjährige Mütter sind häufig körperlich und seelisch überfordert, wenn sie ein Baby versorgen müssen. Eine kanadische Studie konnte nun zeigen, dass jugendliche Mütter auch weniger stark auf das Schreien eines Babys reagieren als erwachsene Mütter oder Frauen - vermutlich aufgrund der neuronalen Unreife der jugendlichen Gehirne...

Minderjährige Mütter sind häufig sowohl psychisch als auch physisch noch nicht darauf vorbereitet, einen Nachwuchs zu versorgen. Physisch reagieren sie z.B. weniger stark auf das Schreien eine Babys als erwachsene Mütter oder Frauen. Zu diesem Ergebnis kommen kanadische Forscher um Jennifer Giardino. Sie vermuten, dass dieser Unterschied auf der neuronalen Unreife der jugendlichen Gehirne beruht. „Bisher wusste man schon, dass minderjährige Frauen, die selbst Kinder bekommen, in der Regel weder von ihrer Persönlichkeitsentwicklung noch von ihrer emotionalen Entwicklung her der Verantwortung als Mutter richtig gewachsen sind und deshalb weniger sensibel auf ihre Kinder eingehen als ältere Mütter. Diese Studie zeigt nun, dass sich das auch in den Körperreaktionen der jungen Mütter widerspiegelt“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.

In der kanadischen Untersuchung gaben minderjährige Mütter zwar ähnlich wie die erwachsenen Mütter an, auf das Schreien eines Babys mit Mitleid und gesteigerter Aufmerksamkeit zu antworten, aber die Untersuchungen zeigten, dass die erwachsenen Mütter im Vergleich zu den Jugendlichen mit einer gesteigerten Herzschlagrate und erhöhter Kortisolausschüttung reagierten – alles Anzeichen für eine erhöhte Aufmerksamkeit und Alarmbereitschaft. Diese Ergebnisse bestätigten sich auch bei der Beobachtung der beiden Müttergruppen, wenn sie mit ihren Kindern spielten. Die Teenagermütter befassten sich im Vergleich zu den erwachsenen Frauen weniger lang mit ihren Kindern und wandten ihren Blick öfter von ihrem Kind ab.

Die Forscher schließen aus diesen Ergebnissen, dass sich Mädchen in ihrem Verhalten noch nicht so gut auf Babys einstellen können, weil sie sich selbst noch in der Entwicklung befinden. „Bedenkt man, welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen die jungen Mütter noch zusätzlich bewältigen müssen, erklärt dies, warum vor allem jugendliche Mütter meist überlastet sind und Schwierigkeiten haben, gegenüber ihrem Baby einfühlsam zu sein", so Dr. Fegeler. Die meisten Schwangerschaften bei Minderjährigen sind Folge einer unsachgemäßen oder fehlenden Verhütung. Jährlich werden über zehntausend Mädchen schwanger. 2006 haben über 6.100 Minderjährige ein Kind zur Welt gebracht, über 6.500 Teenager haben eine Schwangerschaft abgebrochen – davon 542 Mädchen unter 15 Jahren.