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Traumatische Erlebnisse können sich bei Heranwachsenden lange Zeit später bzw. verzögert in Verhaltensproblemen äußern

Neurobiologische Forschung deutet darauf hin, dass Missbrauchserfahrungen und andere traumatische Erlebnisse in der frühen Kindheit (etwa bis zu sechs Jahren) zu veränderten psychologischen und physiologischen Reaktionen auf Stressoren führen können. Diese Verhaltensänderung kann die Entwicklung und den schulischen sowie späteren beruflichen Werdegang eines Kindes längerfristig negativ beeinflussen.

Zu prägenden negativen Kindheitserfahrungen gehören u.a. emotionaler, physischer oder sexueller Missbrauch; die emotionale oder physische Vernachlässigung; häusliche Gewalt; die Sucht eines oder beider Elternteile; eine psychische oder psychiatrische Erkrankung von Vater und/oder Mutter; die Trennung oder Scheidung der Eltern; der Gefängnisaufenthalt eines Familienmitglieds. Auch wenn das Kind bei einem nahestehendem Familienmitglied ein lebensbedrohliches Ereignis, eine schwere Verletzung oder gar den Tod mitbekommt, ist dies traumatisch. Von einem psychologischen Trauma sprechen Experten, wenn ein Kind ein intensives Ereignis erlebt, das sein emotionales und körperliches Wohlbefinden bedroht. Ein traumatisches Erlebnis löst eine intensive Angst und Stressreaktion bei ihm aus, da es seine Fähigkeit übersteigt, damit umzugehen und das Geschehene zu verarbeiten.

Kinder- und Jugendarzt kann Eltern unterstützen

Kinder können sehr unterschiedlich auf Trauma und Verlust reagieren. Bemerken Eltern bei ihrem Kind unerklärliche Verhaltensänderungen, sollten sie mit ihrem Kinder- und Jugendarzt sprechen. Dabei sollten sie auch an länger zurückliegende mögliche Auslöser denken. Pädiater können Eltern und Erzieher dabei helfen, zu ermitteln, ob beispielsweise ungewöhnlichem aggressiven und impulsiven Verhalten ein Trauma vorausgegangen sein kann oder ob andere Ursachen, wie z.B. ADHS, dafür verantwortlich sind. Bei Bedarf kann er erzieherische Maßnahmen empfehlen, die das Kind positiv beeinflussen. Darüber hinaus kann er Kindern bzw. Familien geeignete Therapien vermitteln und Ressourcen aufzeigen, die für Familien leicht zugänglich sind und sie unterstützen können.

Häufige Beispiele für problematische Verhaltensweisen, die Kinder nach traumatischen Erlebnissen zeigen, sind:

  • Unerklärlich heftige emotionale (und unangemessene) Reaktionen auf scheinbar Banales. Bestimmte Sinneseindrücke (Geruch, Klang usw.) können das Kind an das Trauma erinnern und starke Gefühle hervorgerufen. Ähnliche Muster von Reizen beschwören ähnliche unangenehme Gefühle herauf.
  • Kinder mit traumatischen Erlebnissen werden häufiger als "Problemkinder" bezeichnet als ihre Altersgenossen, die ohne schlimme Erfahrungen aufgewachsen sind. Sie zeigen Aufmerksamkeitsprobleme und gewalttätiges und oppositionelles Verhalten. Oft haben diese Kinder Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen.
  • Nehmen Betreuer und Lehrer auf diese unangemessenen Verhaltensweisen selbst eine immer bedrohlichere Haltung ein und werden beispielsweise immer lauter, unfreundlicher und antworten mit härteren und strengeren Strafen, kann dies zu einem „Teufelskreis“ und zur Eskalation führen: Das Kind fühlt sich in seiner Annahme bestätigt, dass seine Umgebung gefährlich und unsicher ist. Dies bestärkt seine aggressive und ablehnende Position.

Kinder können ein problematisches Verhalten lange nach einem einschneidenden Ereignis entwickeln. Anzeichen und Symptome können verzögert auftreten. Erhalten diese Kinder keine Behandlung, verfestigen sich ihre unangemessenen Verhaltensweisen und führen zu noch mehr Schwierigkeiten im Jugend- und Erwachsenenalter.

Quelle: <link https: www.healthychildren.org english news pages aap-report-addresses-behavioral-symptoms-of-childhood-maltreatment.aspx _blank external-link-new-window external link in new>AAP News, <link https: www.kinderaerzte-im-netz.de http: http pediatrics.aappublications.org content early peds.2017-0100 _blank external-link-new-window>Pediatrics