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Trennung der Eltern kann bei Kindern Migräne auslösen

Psychische Belastungen können Kopfschmerzen fördern. Neben Krisen zu Hause oder Problemen in der Schule kann auch zu viel Fernsehen, zu wenig Bewegung, ungesundes und unregelmäßiges Essen das Entstehen von Migräneanfällen begünstigen …

Der Streit oder die Trennung der Eltern und die daraus folgende psychische Belastung können bei Kindern Migräne oder starke Kopfschmerzen auslösen. Dieses Ergebnis einer bundesweiten Studie des Robert-Koch-Instituts sei „eine wichtige neue Erkenntnis“, so Kinder- und Jugendarzt Dr. Raymund Pothmann, Facharzt am Zentrum für Integrative Kopfschmerztherapie in Hamburg.

Etwa jedes zweite Schulkind leidet nach Angaben Dr. Pothmanns unter Kopfschmerzen, rund 12% unter Migräne. „Das sind ungefähr zwei Kinder pro Klasse“, erklärt Dr. Pothmann. Neun von zehn Kindern hätten bereits Erfahrung mit Kopfschmerzen gemacht. „Kopfschmerzen sind nach wie vor die häufigste Störung von Kindern“, so der Experte weiter. Ein Fünftel der Schulkinder habe so starke Schmerzen, dass sie zum Arzt müssten. „An diesen Zahlen hat sich in den vergangenen 15 Jahren leider nichts geändert.“

Mehr körperliche Bewegung, mehr Abwechslung, mehr Pausen
Migräne bei Kindern sei erblich. Zu den Symptomen gehören Übelkeit, Erbrechen und Schwindel, manchmal auch Bewegungs- und Sprachstörungen. Neben Ärger und Krisen zu Hause oder Problemen in der Schule wird die Krankheit durch „zu viel Fernsehen, zu wenig Bewegung, ungesundes und unregelmäßiges Essen“ ausgelöst. „Das bringt unser komplexer Lebensstil mit sich“, warnt Dr. Pothmann. Dadurch sei die Zahl der betroffenen Kinder in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Die Schule spiele beim Thema Migräne bei Kindern allerdings eine weit geringere Rolle als bislang angenommen. „Der Schule kann nicht die Schuld in die Schuhe geschoben werden, das sind lediglich verstärkende Mechanismen“, erklärt der Mediziner. Viel wichtiger sei es, was sich zu Hause abspiele. Trotzdem könne den betroffenen Kindern auch an der Schule geholfen werden. „Mehr körperliche Bewegung, mehr Abwechslung, mehr Pausen und vernünftige Mittagsmahlzeiten“, nennt Dr. Pothmann als Lösungswege. Das „Entstressen“ des Schulalltags sei jedoch oft schwierig, da die Lehrer selbst unter Stress stünden, räumte er ein.

Gemeinsame Mahlzeiten als Ruhepole
Der quälende Kopfschmerz der Kinder kann nach Dr. Pothmanns Ansicht schon mit einfachen Mitteln gelindert werden. „Entspannen, Sport, weniger Fernsehen und Computer.“ Auch die Ernährung kann Migräne positiv beeinflussen: „Weniger Süßigkeiten, gesünder, weniger Zusatzstoffe - ganz einfach: selbst kochen!“. Regelmäßiges gemeinsames Essen mit der Familie könne auch dazu beitragen, den Lebensstil zu strukturieren. Dies sei für Kinder, die besonders empfindlich auf Stress und Hektik reagieren, sehr wichtig. „Einmal am Tag zusammen kommen, miteinander reden, zur Ruhe kommen.“ Jugendliche seien sehr an der Familie interessiert. „Sie hat heute einen viel größeren Stellenwert als früher.“ Der Rückhalt in der Familie habe gerade in der Pubertät eine „enorm stärkende Wirkung“.