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Türkeiurlauber können sich leichter mit Hepatitis als mit Vogelgrippe anstecken

Die Ansteckungsgefahr durch das in jüngster Zeit in der Türkei verbreitete Vogelgrippevirus ist nach Expertenmeinung für Touristen sehr unwahrscheinlich. Bisher hatten alle Infizierten sehr engen Kontakt mit erkranktem Geflügel. Für den durchschnittlichen Urlaubsreisenden ist die Ansteckungsgefahr fast nicht gegeben. Dagegen ist die Ansteckungsgefahr für Hepatitis A (so genannte Reisegelbsucht) größer. Hierfür reicht schon ein verunreinigtes Salatblatt...

Experten halten die Ansteckungsgefahr für Touristen durch das in jüngster Zeit in der Türkei verbreitete Vogelgrippevirus für sehr unwahrscheinlich. „Bisher haben sich weltweit nur etwa 150 Menschen mit diesem Virus angesteckt – alle Betroffenen hatten sehr engen Kontakt mit infiziertem Geflügel. Für den durchschnittlichen Urlaubsreisenden ist die Ansteckungsgefahr fast nicht gegeben. Auch der Verzehr von ausreichend gekochten Geflügelprodukten ist unbedenklich – dagegen reicht schon ein verunreinigtes Salatblatt, um eine Gelbsuchterkrankung auszulösen“, so Dr. Christian Schönfeld, Leiter der reisemedizinischen Ambulanz am Tropeninstitut in Berlin.

Vor allem für Urlaubsreisen in die Türkei, nach Osteuropa oder Südostasien wird das Risiko einer Infektion mit Hepatitis A – der so genannten Reisegelbsucht – von Reisemedizinern um ein Vielfaches höher eingeschätzt als die Möglichkeit einer Ansteckung mit dem Vogelgrippe – Erreger H5N1. „In der Türkei ist Hepatitis A weit verbreitet. Die meisten Menschen, die dort leben, kommen in Kontakt mit diesem Erreger, der eine infektiöse Leberentzündung auslösen kann. Für die Einheimischen, die sich meist im Kindesalter infizieren, ist das kein Problem, denn bei Kindern ist der Krankheitsverlauf in der Regel harmlos. Ganz anders als bei ungeschützten Touristen. Für ältere Reisende und Menschen mit einer vorgeschädigten Leber kann diese Erkrankung gravierende Folgen haben – manchmal sogar tödlich enden“, warnt Schönfeld.

Hepatitis-A-Häufung im Südwesten
In mehreren Kindergärten und Schulen im Südwesten Deutschlands sind seit Anfang des Jahres Hepatitis-A-Fälle aufgetreten. Betroffen sind der Rhein-Lahn-Kreis, der Westerwaldkreis und der Landkreis Limburg-Weilburg. Insgesamt 14 Erkrankungsfälle wurden den zuständigen Gesundheitsämtern bisher gemeldet. Betroffen sind fast ausschließlich Kinder und Jugendliche. „Wir haben noch keine Infektionsquelle finden können. Es ist auch nicht klar, ob es einen Zusammenhang zwischen den Infektionen in Limburg und den Erkrankungen in den benachbarten Landkreisen gibt. Alle gemeldeten Fälle haben aber offenbar eine Verbindung in die Türkei“, erläutert Dr. Erich Hedtke vom Gesundheits- und Umweltamt Limburg-Weilburg. Hepatitis A ist eine Virusinfektion, die von Mensch zu Mensch weitergegeben wird. Das Virus, das die Leber angreift, wird von Infizierten mit dem Stuhl ausgeschieden und meist durch infiziertes Wasser oder über Lebensmittel, die mit verseuchtem Wasser in Berührung gekommen sind, übertragen. „Diese Erreger sind hochinfektiös und bleiben lange vermehrungsfähig. Ansteckungen können z.B. auch durch die gemeinsame Benutzung von Sanitäranlagen erfolgen. Auch deshalb kommen Infektionen innerhalb von Familien sehr häufig vor. Und daher ist es nicht verwunderlich, dass einige der Infizierten in Bad Ems und Montabaur miteinander verwandt sind“, so Hedtke weiter. Um eine weitere Ausbreitung der Virusinfektion zu verhindern, sind inzwischen mehrere hundert Kontaktpersonen aus den betroffenen Kindergärten und Schulen sowie im privaten Umfeld der Erkrankten gegen Hepatitis geimpft worden.

Urlaubseisen in die Türkei unbedenklich - Hepatitisimpfung empfohlen
Experten sehen keinen Grund zum jetzigen Zeitpunkt auf Urlaubreisen in die Türkei zu verzichten. "Es ist aus meiner Sicht völlig überzogen, einen geplanten Urlaub in die Türkei aufgrund der Vogelgrippe abzusagen. Solange man Geflügelfarmen und Wochenmärkte mit lebendem Federvieh meidet und keinen Kontakt mit deren Fäkalien und Blut hat, gibt es keine Ansteckungsgefahr. Und gegen Hepatitis A kann man sich impfen lassen“, beruhigt Schönfeld. „Diese Empfehlung gilt aber nicht nur für die Türkei, sondern natürlich auch für Fernreisen nach Südostasien genauso wie für Kurzaufenthalte in den Ländern des ehemaligen Ostblocks“, rät der Reisemediziner. Vor der Reise reicht eine einmalige Injektion aus. Bereits nach 7-14 Tagen weisen die Impflinge eine sehr hohe Zahl an Abwehrstoffen auf. Daher kann der Schutz auch noch kurz vor der Abreise verabreicht werden – im beliebigen Abstand zu anderen Impfungen. Nach 6-12 Monaten sollte eine Auffrischung erfolgen, die dann einen Schutz von mindestens 10 Jahren sicherstellt.