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Unerklärlicher Hepatitis-A-Ausbruch in belgischer Kindertagesstätte

In Belgien musste eine Kindertagesstätte aufgrund eines Hepatitis-A-Ausbruchs geschlossen werden. Die zuständigen Behörden suchen noch nach der Infektionsquelle...

Im August sind 12 Fälle von Hepatitis A in einer belgischen Kindertagesstätte in Ingelmunster/Westflandern bekannt geworden. „Die Kindertagesstätte in Ingelmunster, in der die Krankheit ausbrach, wurde vorsorglich geschlossen“, berichtet Dr. Herman Viaene vom Gesundheitsamt in Brügge. “Insgesamt wurden in Westflandern seit Beginn diesen Jahres 55 Hepatitis-A-Fälle registriert, allein 45 in der Region Ingelmunster.“ „Vermutlich ist die Dunkelziffer jedoch wesentlich höher“, warnt Dr. Wolfgang Jilg vom Konsiliarlabor für Hepatitis A und E in Regensburg. „Denn gerade bei Kindern verläuft die Viruserkrankung häufig ohne äußere Anzeichen. Dennoch sind die kleinen Virusträger hochansteckend für ihre Umwelt.“

Die Infektionsquelle in Westflandern ist bisher noch unbekannt. Die Übertragung des äußerst stabilen Hepatitis-A-Virus erfolgt generell fäkal-oral, d.h. über die Aufnahme von durch Hepatitis-A-Viren verunreinigten Lebensmitteln. Mögliche Virusquellen sind durch Fäkalien (Kot) verseuchtes Wasser (Leitungswasser, Eiswürfel) sowie Früchte und Salate, die mit verunreinigtem Wasser gewaschen wurden. Auch Schalentiere, die aus fäkal verunreinigten Gewässern stammen, und roh oder lediglich gedünstet verzehrt werden, stellen ein Risiko dar.

Virusträger bleiben lang unerkannt
Vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit vergehen im Durchschnitt zwei bis sechs Wochen. Die Erkrankung beginnt mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Fieber, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, gelegentlich Gelenkbeschwerden und Schmerzen im rechten Oberbauch. Nach mehreren Tagen kommt es zum Auftreten der Gelbsucht mit einer Dunkelfärbung des Urins und Entfärbung des Stuhls. Man spricht meist von Reise-Gelbsucht , da die meisten Hepatitis-A-Fälle von Reisen aus Ländern mit geringem hygienischen Standard eingeschleppt werden. „Regelmäßig wird daher nach Ferienende in Westeuropa von Hepatitis-A-Ausbrüchen in Familien, Kindergärten und Schulen berichtet“, erklärt Prof. Jilg.

Bei Kindern unter fünf Jahren verläuft die Infektion meist mild und unauffällig. Oft erinnert das Frühstadium der Krankheit bei ihnen an eine Magenschleimhautentzündung. Dadurch stellen Kleinkinder häufig eine unentdeckte Infektionsquelle dar, die Ansteckungsgefahr für weitere Kinder und Erwachsene ist groß. Hinzu kommt, dass die Krankheit bei Erwachsenen deutlich schwerer verlaufen kann. Einziger Schutz gegen diese virusbedingte Leberentzündung ist eine Schutzimpfung gegen Hepatitis A. „Die Kindertagesstätte in Ingelmunster bleibt bis zum Schulbeginn am 1. September geschlossen, damit alle Kinder geimpft werden können“, erläutert Dr. Viaene. „In der Zwischenzeit wird auch versucht, die mögliche Ursache zu klären.“