Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Ursache von wichtiger Nierenkrankheit bei Kindern und Erwachsenen erforscht

Dazu gehörte bislang auch das „idiopathische nephrotische Syndrom“ Forschenden des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) ist es mit einem interdisziplinären Team sowie internationalen Kooperationspartnern gelungen, Ursachen, Auslöser und Krankheitsmechanismus des „idiopathischen nephrotischen Syndroms“ aufzudecken, die häufigste Ursache für einen großen Eiweißverlust über die Nieren im Kindesalter. „Idiopathisch“ werden Krankheiten genannt, deren Ursachen nicht hinreichend geklärt sind.

„Das nephrotische Syndrom ist eine wichtige Nierenerkrankung mit großem Eiweißverlust. Wir haben mit unserer Studie nachgewiesen, dass es sich in den weitaus meisten Fällen bei Kindern und bei einem erheblichen Teil bei Erwachsenen um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der vom Immunsystem Antikörper gegen die Filterstrukturen der Nierenzellen gebildet werden“, erläuterte Prof. Dr. Tobias Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik in Hamburg. Die nun entschlüsselte Erkrankung wird künftig als Anti-Nephrin-Autoantikörper-Erkrankung bezeichnet werden.

Nieren sind die zentrale Kläranlage des Körpers; sie bestehen aus rund zwei Millionen feinsten Röhrchen, den Nephronen, die täglich rund 3000 bis 4000 Liter Blut entgiften. Dabei trennen sie aus dem Blutstrom jene Stoffe, die wiederverwertet werden können und daher im Körper bleiben sollen, von giftigen Substanzen, die über den Harn ausgeschieden werden müssen. Der jetzt entdeckte Anti-Nephrin-Autoantikörper bindet direkt an die Filterkapillaren. Damit verliert der Nierenfilter an Dichtigkeit und es kommt zu einem übermäßigen Eiweißverlust in den Urin (Proteinurie). Für die Betroffenen sind Ödeme, ein erhöhtes Thromboserisiko und eine höhere Infektanfälligkeit typische Folgen, längerfristig kann je nach Verlauf auch ein Verlust der Nierenfunktion drohen.

Neues Testverfahren im UKE entwickelt

Wie die Studie ergab, können bei 90% der Kinder mit nephrotischem Syndrom die Autoantikörper gegen Nephrin nachgewiesen werden, ebenso bei 69% der Erwachsenen mit der ähnlichen „Minimal Change Erkrankung“. Basis der Untersuchung waren Patient*innendaten aus Universitätskliniken in Deutschland, Italien und Frankreich.

Die Studie zeigt des Weiteren, dass die Anzahl der Autoantikörper der untersuchten Patient*innen vergleichsweise niedrig war. Im Laufe der Studie wurde daher im UKE ein neues Testverfahren für niedrig-titrige Autoantikörper entwickelt. „Die Identifizierung von Anti-Nephrin-Autoantikörpern als zuverlässiger Biomarker erweitert unsere diagnostischen Möglichkeiten und eröffnet neue Wege für die genaue Überwachung des Krankheitsverlaufs bei Nierenerkrankungen mit nephrotischem Syndrom", erklärte Priv.-Doz. Dr. Nicola M. Tomas, Oberarzt der III. Medizinischen Klinik des UKE. Und Prof. Huber ergänzte: „Die Ergebnisse unserer Untersuchungen haben maßgebliche Einblicke in die zugrundeliegenden Mechanismen des nephrotischen Syndroms gegeben und legen damit den Grundstein für eine personalisierte Therapie und Präzisionsmedizin bei diesem komplexen Krankheitsbild.“
_____________

(Saskia Lemm, Unternehmenskommunikation, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf)
_____________
Quellen: idw-online.de, New England Journal of Medicine