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US-Studie: THC aus Cannabis längere Zeit in der Muttermilch nachweisbar

Amerikanische Forscher*innen haben untersucht, wie viel von Cannabis und wie lange es in der Muttermilch enthalten ist, wenn Stillende Cannabis konsumieren. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass THC noch 12 Stunden nach dem letzten Cannabiskonsum in der Muttermilch nachweisbar ist.

Eine neue Beobachtungsstudie aus den USA hat ergeben, dass THC (Tetrahydrocannabinol), die wichtigste psychoaktive Verbindung in Cannabis, auch 12 Stunden nach dem letzten Konsum der Droge durch die Mutter in der Muttermilch nachweisbar ist. Es sei jedoch schwierig zu wissen, zu welchem Zeitpunkt die Konzentration am höchsten ist, so die Wissenschaftler*innen.

Die Legalisierung und der Konsum von Cannabis haben in den USA rasch zugenommen, und der Anteil der Frauen im gebärfähigen Alter, die die Droge als ungefährlich einstufen, steigt.
Eine Anfang des Jahres veröffentlichte Studie desselben Forschungsteams zeigte, dass Eltern Cannabis häufige als alternative Behandlung für postnatale Beschwerden wie Angstzustände und chronische Schmerzen nutzen.

Wirkung von Cannabis während der Stillzeit kaum erforscht

Da der Cannabiskonsum in der Freizeit oder für gesundheitliche Zwecke zumindest in den USA zunehmend akzeptiert wird, entscheiden sich einige Eltern dort trotz der unbekannten Risiken für den Konsum der Droge. Doch gibt es bisher wenig Untersuchungen über die Auswirkungen der Droge während des Stillens.

Für die Studie wurden 20 stillende Mütter aus Washington und Oregon (Bundesstaaten, in denen die Droge legal verkauft wird) rekrutiert, die mindestens wöchentlich Cannabis konsumierten und deren Säuglinge zu diesem Zeitpunkt jünger als sechs Monate waren. Sie spendeten den Wissenschaftler*innen Milch zur Analyse sowie detaillierte Berichte über ihren Cannabisgebrauch.

Mindestens 12 Stunden nach ihrer letzten „Sitzung“ sammelten Mütter ihre Muttermilch zu Hause ein, um eine Basisprobe bereitzustellen. Anschließend konsumierten sie wie gewohnt Cannabis aus ihren eigenen Vorräten, die einen durchschnittlichen THC-Gehalt von 35% aufwiesen, und sammelten in bestimmten Zeitabständen fünf zusätzliche Muttermilchproben.

THC tauchte in der Muttermilch der Teilnehmerinnen auf, allerdings in relativ geringer Konzentration: Wenn man bedenkt, dass ein niedrig dosiertes Lebensmittel 2 mg THC enthält, gelangten zu den Säuglingen im Durchschnitt nur 0,07 mg THC pro Tag. Es ist jedoch unklar, welche Auswirkungen eine THC-Dosis auf ein Baby hat. „Menschenmilch enthält Verbindungen, die Lipide genannt werden. Cannabinoide sind lipophil, das heißt, sie lösen sich in diesen Lipiden auf. Das kann bedeuten, dass sich Cannabinoide wie THC in der Milch ansammeln – und möglicherweise auch bei Säuglingen, die sie trinken“, kommentierte Prof. Dr. Courtney Meehan, die die Studie leitete.

Bei Müttern, die während der Studie nur einmal Cannabis konsumierten, stieg der THC-Anteil in der Muttermilch etwa 30 Minuten und etwas mehr als 2 Stunden nach dem Konsum auf die höchste Konzentration. Bei der Mehrheit derjenigen, die Cannabis während der Studie mehrmals einnahmen, war jedoch im Laufe des Tages ein kontinuierlicher Anstieg der Cannabinoidkonzentration in der Muttermilch zu verzeichnen.

„Es gab eine große Bandbreite“, verdeutlichte Erstautorin Ass.-Prof. Dr. Elizabeth Holdsworth. Die Autor*innen weisen darauf hin, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, um herauszufinden, welche Auswirkungen der regelmäßige Konsum von THC von stillenden Müttern auf ihr Kind haben könnte.

„Stillende müssen sich darüber im Klaren sein, dass ihre Säuglinge, wenn sie Cannabis konsumieren, wahrscheinlich Cannabinoide über die Muttermilch konsumieren, und wir wissen nicht, ob dies Auswirkungen auf das sich entwickelnde Kind hat“, gab Meehan zu bedenken.

Quellen: ScienceAlert, Breastfeeding Medicine