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Verfrühte Pubertät hängt nicht mit Übergewicht zusammen

Eine verfrühte Pubertät hängt nicht mit Übergewicht zusammen. Zu diesem Ergebnis kommen dänische Forscher, die die Verbreitung von Übergewicht und das Eintreten der Pubertät bei über 2.000 Mädchen beobachtet haben. Die Wissenschaftler entdeckten in diesem Zusammenhang auch, dass die Dauer der Pubertät in den letzten Jahrzehnten sich immer mehr verlängert hat ...

Dänische Forscher kommen zu dem Schluss, das Übergewicht nicht das verfrühte Auftreten der Pubertät bei Mädchen verursacht. „Innerhalb des Untersuchungszeitraums von 1991 und 2008 änderte sich bei Teenagern nichts in Bezug auf die Verbreitung von Übergewicht und auf den Anteil reproduktiver Hormone im Blut. Das lässt vermuten, dass Umweltfaktoren, z.B. Chemikalien mit östrogenähnlicher Wirkung wie Bisphenol-A, für das verfrühte Einsetzen der Geschlechtsreife verantwortlich sein müssen. Welche Faktoren aus dem Umfeld der Heranwachsenden einen entscheidenden Einfluss haben, lässt sich schwer feststellen, da Jugendliche sehr vielen Chemikalien in stark schwankenden Mengen ausgesetzt sind“, erklärt Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin sowie Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Thüringen. Mitte des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts trugen eine bessere Gesundheit und Ernährung zu einer immer früher einsetzenden Monatsblutung (Menarche) bei.

Im Verlauf des Beobachtungszeitraums begann das Brustwachstum etwa ein Jahr früher (Anfang der Neunzigerjahre mit 10,88 und 2008 mit 9,86 Jahren), so die Wissenschaftler um Dr. Lise Aksglaede von der Kopenhagener Universitätsklinik. Die erste Menstruation trat jedoch nur dreieinhalb Monate eher ein. „Das bedeutet, dass das Alter, in dem Mädchen voll entwickelt sind, sich von 1991 bis 2008 nicht so gravierend geändert hat wie noch zwischen 1850 und 1970. Nur die Pubertät setzte eher ein. Damit hat sich im Wechsel zwischen dem 20. und 21. Jahrhundert die schwierige Zeit der Gefühls- und Hormonschwankungen verlängert“, lautet das Fazit von Dr. Niehaus.

Dass das Einsetzen der Geschlechtsreife in immer jüngeren Jahren mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko, vermehrten sozialen Problemen, risikoreichem Verhalten, Drogenmissbrauch oder Depressionen im Erwachsenenalter verbunden sei, sind laut den dänischen Experten vorerst nur Spekulationen. Für ihre Studie hatten sie insgesamt 2.095 Mädchen im Alter von fünfeinhalb bis 20 Jahren zwischen 1991 und 1993 (1.100) sowie zwischen 2006 und 2008 (995) beobachtet.