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Verhütung von Unfällen: Viel Bewegung in Kinderalltag einbauen

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder beklagt, dass Kinder immer weniger Möglichkeiten hätten, ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachzukommen und Erfahrungen zu sammeln. Sind Koordination und Kondition nicht ausreichend ausgebildet, ist ein Kind stärker sturzgefährdet…

Eltern sollten schon bei kleinen Kindern möglichst viel Bewegung in den Alltag einbauen. Denn Kindern mit guten motorischen Fähigkeiten passieren seltener Unfälle. Der einfache Schlüssel zu weniger Kinderunfällen sei Bewegung, so Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt in Berlin. Eltern lassen ihre Kinder daher besser möglichst viel laufen, springen, toben und klettern. Das schule den Gleichgewichtssinn und verhindere Haltungsschäden, erläutert die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder. Kinder lernten so, ihre Fähigkeiten und Grenzen besser einzuschätzen.

Motorische DefiziteEine aktuelle repräsentative Umfrage ergab, dass in Kinder- und Jugendarztpraxen knapp 76% der Mädchen und Jungen bis zum sechsten Lebensjahr wegen motorischer Defizite und Probleme mit koordinierten Bewegungsabläufen behandelt werden. Für die Studie im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse wurden Kinder- und Jugendärzte befragt. Tatsächlich hätten Kinder immer weniger Möglichkeiten, ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachzukommen, beklagt die BAG. Beengte Wohnverhältnisse, wenig Spielraum, ein straff organisierter Tagesablauf, in dem die Eltern ihre Kinder überall hinfahren, und Verbote verhinderten oftmals, dass Kinder ausreichend laufen, toben und klettern und dabei wichtige Erfahrungen sammeln.

Eigene Kompetenzen„Natürlich kann ein Kind auch beim Balancieren oder Klettern auf einem Baum runterfallen und sich verletzen“, erklärt Prof. Georg Wydra, Leiter des Arbeitsbereichs Sportpädagogik der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. „Aber Eltern müssen ihr Kind loslassen. Nur so kann es eigene Kompetenzen entwickeln.“ Denn sind Koordination und Kondition nicht ausreichend ausgebildet, ist ein Kind laut Prof. Wydra auch im Alltag stärker sturzgefährdet. Und wenn es nie fällt, könne es nicht lernen, einen Sturz abzufangen. Verbieten Eltern ihrem Kind aus Angst, auf einen Baum oder auf ein Spielgerüst zu klettern, ist das also kontraproduktiv.

Es gebe viele Gründe, dem kindlichen Drang nach Bewegung möglichst oft nachzukommen, erläutert auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln. Beim Vorwärts- und Rückwärtslaufen, Balancieren und Springen auf dem Spielplatz oder auf Spaziergängen lerne ein Kind, immer sicherer und geschickter mit seinem Körper umzugehen.

Bewegungsförderung in der FamilieDoch nicht jedes Kind bewegt sich gleich gern. Und vor allem ältere Kinder neigten dazu, Stubenhocker zu werden, so die BZgA. Dann sollten Eltern am Wochenende möglichst viele Aktivitäten einbauen, die Bewegung im Freien beinhalten. „Wichtig ist, dass Bewegung für Kinder zu etwas Selbstverständlichem wird“, hofft Wydra. Zur Bewegungsförderung gehöre auch, Kinder verschiedene Sportarten im Verein ausprobieren zu lassen. „Und wenn sie sich dann für zwei verschiedene Sportarten begeistern, umso besser.“

Ob der Sohn Fußball spielt oder an Turngeräte Handstand und Kippe übt, ist laut Prof. Wydra egal. Zwar förderten manchen Sportarten die Koordination stärker als andere. „Viel wichtiger ist aber, dass die Kinder Spaß haben und so Freude an Bewegung entsteht.“

Weitere Informationen in der Broschüre der BAG Mehr Sicherheit für Kinder: Unfälle vermeiden