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Vernachlässigung: Erhöhtes Risiko für Bindungsstörungen

Kinder, die zu wenig Zuwendung und Aufmerksamkeit erhalten, haben ein erhöhtes Risiko eine Bindungsstörung zu entwickeln. Schätzungsweise 4% aller Kinder in Deutschland leiden unter einer Bindungsstörung. Betroffene Kinder bauen kaum soziale Kontakte auf oder suchen besonders die Aufmerksamkeit von fremden Menschen, während sie keinen engen Beziehungen eingehen können….

Kinder, die unzureichend beaufsichtigt werden und die wenig Zuwendung bekommen, haben ein stark erhöhtes Risiko, eine Bindungsstörung zu entwickeln. „In Krippen und Kindergärten besteht die Chance, dass Kinder aus Problem beladenen Familien unterstützt und zusammen mit Gleichaltrigen von Erziehern gezielt gefördert werden“, erklärt Dr. Christa Schaff, die Vorsitzende des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP). „Für die Entwicklung eines gesunden Bindungsverhaltens ist nicht die Dauer der Zeit, die Kinder mit ihren engsten Bezugspersonen verbringen, entscheidend, sondern die Qualität der Bindung.“ Bei bindungsgestörten Kindern, die zudem vernachlässigt oder misshandelt wurden, besteht die Gefahr einer psychischen Auffälligkeit im Erwachsenenalter. „Gerade Kinder aus diesen Risikogruppen kann eine frühzeitige Betreuung vor späteren Schäden bewahren“, sagt die BKJPP-Vorsitzende.

„Ängstlich-unsicher gebundene Kinder sind gehemmt und übervorsichtig, bauen häufig kaum soziale Kontakte auf und zeigen oft eine Apathie, die durch Zuwendung nicht beeinflussbar ist“, erläutert die Kinder- und Jugendpsychiaterin. Bindungsstörungen können sich jedoch auch in ungehemmtem Verhalten äußern. Diese Kinder suchen wahllos die Aufmerksamkeit anderer Menschen, haben aber Schwierigkeiten mit engen, vertrauensvollen Beziehungen und verhalten sich oft aggressiv gegen sich selbst und gegen andere. Besteht bei einem Kind der Verdacht auf eine Bindungsstörung, sollte umgehend ein Kinder- und Jugendarzt bzw. ein Kinder- und Jugendpsychiater und -psychotherapeut zu Rate gezogen werden. „Von größter Wichtigkeit ist die Einsicht der Eltern in die Störung des Kindes und ihre Bereitschaft zur Kooperation“, so Dr. Schaff.
Schätzungen zufolge haben 4% aller Kinder in Deutschland eine Bindungsstörung.