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Viel Zeit vor dem Computer kann zu Kurzsichtigkeit bei Kindern beitragen

Amerikanische Experten empfehlen, mehr Zeit im Freien und weniger vor dem Computer bzw. vor einem Bildschirm zu verbringen, damit die Augen von Heranwachsenden auch trainieren, ihren Fokus auf entfernte Objekte zu setzen. Denn wer sich vorwiegend in geschlossenen Räumen und vor einem modernen Gerät aufhält, erhöht sein Risiko für Kurzsichtigkeit. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler auf dem letzten Kongress der American Academy of Ophthalomology (AAO) im November 2015 in Las Vegas.

Kurzsichtigkeit - auch als Myopie bekannt - hat sich in den letzten 50 Jahren in den USA nahezu verdoppelt, stellten die Augenärzte auf dem Kongress fest. Sie vermuten, dass der Anstieg auf "nahem Arbeiten" beruht – Beschäftigungen, bei denen sich die Augen auf etwas in der Nähe konzentrieren - und auf immer kürzere und geringer werdende Aufenthalten in natürlichem Licht bzw. im Freien.

Handys, iPads, Computern verhindern den Blick in die Ferne

"Kinder verbringen viel Zeit mit ihren Handys, iPads, Computern und das meistens in Innenräumen", sagte Dr. Rohit Varma, Direktor der University of Southern California Eye Institute in Los Angeles.
"Vor allem, wenn Kinder noch klein sind und sich viel mit Spielen auf diesen Geräten beschäftigen, die e sie aus der Nähe betrachten - und dies bei oft schlechten Lichtverhältnissen -, kann dies dazu beitragen, dass sie kurzsichtig werden", so Varma.

Eine Ausschuss von 10 Ophthalmologen (Experten der Augenheilkunde) diskutierten über den globalen Anstieg der Myopie in der Kindheit auf dem Kongress der American Academy of Ophthalmology (AAO) in Las Vegas. Informationen, die in den Sitzungen vorgelegt wurden, und Rückschlüsse, die die Experten daraus zogen, gelten noch als vorläufig, bis sie in einer Fachzeitschrift veröffentlicht sind.

Jeder kann kurzsichtig werden, aber bei Kindern, deren Eltern kurzsichtig sind, entwickelt sich eine Fehlsichtigkeit häufiger, erklärte Dr. David K. Epley, ein Sprecher der AAO. Zudem tritt Kurzsichtigkeit viel mehr in den industrialisierten und städtischen Regionen auf als auf dem Land, fügte er hinzu.

Kinder ostasiatischer Abstammung sind genetisch für Kurzsichtigkeit prädisponiert, aber die Lebensgewohnheiten in diesen Ländern können zusätzlich zu einer Erhöhung der Myopie beitragen. Die derzeitige Quote von Myopie bei jungen Menschen in China liegt bei 90% im Vergleich zu etwa 10 bis 20% vor 60 Jahren, so die Experten. Bei Amerikanern erreicht die Rate bei Menschen im Alter von 12 bis 54 Jahren 42% nach derzeitigem Forschungsstand.

Lebensgewohnheiten beeinflussen die Entwicklung von Kurzsichtigkeit

Die Augenärzte machen auf den Unterschied in den chinesischen und amerikanischen Arbeitsgewohnheiten aufmerksam. So verbringen Kinder in China bis zu 12 Stunden am Tag mit Lernen oder auch Spielen, bei denen sie sich u.a. auf Geschriebenes oder Ähnliches in der Nähe konzentrieren, während US-Kinder etwa neun Stunden pro Tag sich auf etwas, das sich vor ihnen befindet, beschäftigen, erklärte der Augenexperten.

Dr. David Hunter, Leiter der Augenheilkunde am Bostoner Kinderkrankenhaus, verdeutlichte, dass als Kurzsichtigkeit definiert ist, wenn jemand zwar etwas in der Nähe erkennen kann, aber nicht weit Entferntes. Diese Fehlsichtigkeit entwickelt sich in der Regel, wenn das Auge zu lang wächst, und so keine optimale Fokussierung auf der Rückseite des Auges, der Netzhaut, gelingt. Hunter verglich die Netzhaut mit dem Film einer Kamera. Im Fall von Myopie, ist die Netzhaut zu weit weg vom Brennpunkt.

Während Myopie ist nicht reversibel ist oder aufgehalten werden kann, kann ihr Fortschreiten dennoch verlangsamt werden, so die Augenexperten.
"Wir wollen unsere Kinder zu ermutigen, zu lesen. Aber es ist nicht gut, stundenlang zu lesen, ohne von der Seite aufzuschauen", mahnte Epley. "Ermutigen Sie Ihre Kinder, Pausen einzulegen. Alle 20 Minuten sollten sie eine 20-Sekunden-Pause machen. Sie sollten ihre Augen von der Seite abwenden und auf etwas richten, das sich weiter entfernt befindet."

Obwohl es keine schlüssigen Studien gibt, die belegen, dass schwaches Licht schädlich für die Augen sei, erfordert es Epley zufolge mehr Anpassung und Konzentration, die zu einer Belastung für die Augen werden können. Also sollten Eltern vorsichtshalber immer darauf achten, dass ihre Kinder bei hellem Licht lesen.

Auch in Europa nimmt Kurzsichtigkeit zu

Myopie tritt ebenso immer häufiger in Europa auf. Höhere Bildung, die häufig auch Kurzsichtigkeit begünstigt, hat zwar zugenommen, aber sie reicht nicht aus um zu rasante Zunahme alleine zu erklären. Bei den zwischen 1910 und 1939 Geborenen lag die Verbreitung von Kurzsichtigkeit noch bei 17,8% im Vergleich zu zwischen 1940 und 1979 Geborenen, bei denen schon fast ein Viertel von Kurzsichtigkeit betroffen ist (23,5%). Menschen, die in den 1920er Jahren zur Welt kamen und eine Hochschulbildung genossen hatten, hatten im Vergleich zu Grund- bzw. Hauptschulabgängern dieser Altersgruppe ein doppelt so hohes Risiko für Myopie. Dieser Unterschied zwischen den Ausbildungsabschlüssen vervierfachte sich für die in den 1960er Jahren Geborenen, d.h. Uniabsolventen haben gegenüber Menschen mit Hauptschulabschluss ein um das Vierfache erhöhte Risiko für Kurzsichtigkeit.

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